Demonstration v. 20151010
TTIP & Was ist "gerecht" ?
Ist der Welthandel gerecht, wenn die Konzerne die Staaten in einen sozial- und staatsruinösen Wettbewerb um die billigsten Arbeitskräfte und geringsten Steuern schicken?
Oder anders gefragt:
Ist es gerecht, wenn wir trotz aller Elendsflucht zulassen, dass der Verdrängungswettbewerb des Marktes nicht bloß schwächere Firmen, sondern auch schwächere Staaten und ganze Weltregionen in Not und Chaos stürzt oder darin belässt?
Ist der Freihandel gerecht, wenn rechtens ist, dass sich die reichen Staaten noch mehr zu Kartellen verbünden dürfen und die Vereinten Nationen dagegen nichts ausrichten können, weil durch die reichen Staaten und Vetomächte gehindert?
Ist das LEISTUNGSPRINZIP gerecht oder räuberisch ausgestaltet, wenn es die Qualarbeit am schlechtesten entlohnt und am besten die Aufsichtsräte, die für Fehlleistungen ("Davon wusste ich nichts." = also Nichtstun) allenfalls "durch Rücktritt Verantwortung übernehmen" und weder mit ihrem Vermögen noch mit ihrer Freiheit haften und sogar noch Pensionen kassieren?
Ist es gerecht, wenn rechtens ist, dass sich Wirtschaftsunternehmen gegenüber uns allen "mit beschränkter Haftung" ausstattet, aber wir unsere Haftung gegenüber Wirtschaftsunternehmen nicht beschränken sollen, wie es mit TTIP, CETA und bereits aktiven "Freihandelsabkommen" mit sogenannten "Investorenschutzklauseln" und vor zudem geheim veranstalteten "Schiedsgerichten" mauscheln und uns dann bloß noch die Rechnung präsentieren.
So ist es tatsächlich, wie das Beispiel des schwedischen Atomkonzern Vattenfall zeigt, indem er auf Basis eines Freihandelsabkommens die Bundesrepublik Deutschland wegen des Atomausstiegs nach Fukushima für "entgangene Gewinne" in 4,7-Milliardenhöhe verklagt, als würde Vattenfall haften können, wenn die Schrottreaktoren AKW-Krümmel und AKW-Brunsbüttel die Stadt Hamburg zu einem Fukushima havarieren.
DENN der japanische Atomkraftwerksbetreiber TEPCO vermag nicht dafür zu haften, was er der Region Fukushima und den Weltmeeren angerichtet hat und weiterhin beschert.
Firmen lassen sich "liquidieren", Städte & Menschen ebenfalls, aber das eine darf, das andere nicht.
Schon deshalb muss sich die Menschheit stets das Recht vorbehalten, die Wirtschaft zu reglementieren, auch wenn es manch Seltbstherrlichem nicht in den "Businessplan" passt.
Auch mir wurden und werden unternehmerische Gewinnerwartungen durch politische Entscheidungen enttäuscht, aber ich sehe es wenigstens ein, dass die Politik vieles abfedern muss und sollte, was im "freien Spiel der Kräfte" den sozialen und politischen Frieden gefährden würde, wenn alles bloß "freiwillige Selbstkontrolle" und nur "Gewissensfrage" wäre, denn das Gewissen erweist sich oft als zu bissig gegen Wehrlosigkeiten.
Ich sehe es ein, dass politische Entscheidungen Teil meines Unternehmerrisikos sein müssen, um dafür Sorge zu tragen, dass mein Unternehmen der Gesellschaft keine Last ist, sondern möglichst zum gemeinsamen Vorteil agiert.
Und im Großen, im Welthandel soll anderes gelten? Nein. Seht es ein.
Seht Ihr es nicht ein, so habe auch ich es Euch wenigstens gesagt. Und es gibt viele weitere Gründe.
Wer trotzdem den TTIP-Befürwortern glaubt, die Euch "mehr Arbeitsplätze und Wohlstand" versprechen, wird tatsächlich mehr Arbeitsplätze bekommen, vielleicht sogar "vier Jobs statt einem", aber eher aus Gründen der Not als des Wohlstandes, es sei denn, es wären vier Aufsichtsratssitze :-)
Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag !
Markus S. Rabanus
11.10.2015
12.10.2015 >> Medienkritik- "Spiegel lügt"
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