von Hingabe, Hass und Vertreibung

ein Rechtsextremist schrieb:

Lieber Daivi,

es ist für mich beeindruckend, welche Inbrunst Du in Deinen Haß legst. Wenn Du nicht nur überbordenden Haß, sondern auch einen wachen Geist hast, wirst Du vielleicht schon bald erkennen, daß die inbrünstige Liebe damaliger junger Menschen zum Führer Adolf Hitler etwas recht ähnliches war.

Mit freundlichen Grüßen,

Hoichiro


Hallo Hoichiro,

Faschismus war nicht von Kinderhand gemacht, die den "Führer liebten" wie in gesunden Zeiten nur den Osterhasen oder Weihnachtsmann, 

sondern viel eher schon von Leuten, die sich "überlegen" konnten, ob es rechtens ist, in jüdische Wohnungen einzubrechen, um Frauen, Kinder, Greise zu entführen, in fremden Ländern als "Herren" zu marschieren - und zu feige waren, den Befehlen zu widerstehen.

Nicht die "Hingabe" wurde zum Verbrechen, sondern der nationalistische und rassistische Hass. Bloße "Hingabe" hätte niemanden gemordet und taugt nicht zum Krieg.

Vom Hass gibt es mindestens zweierlei Art:

1. Es gibt den Hass desjenigen, der sich für seine eigene Inkompetenz Schuldige sucht, um auf diese die Selbstunzufriedenheit oder sogar Selbsthass zu projizieren. Beispiel: der Versager, der daheim den Starken markiert und seine Familie prügelt.

2. Es gibt den Hass desjenigen, der ohnmächtig ist gegenüber seinem Peiniger, also einem wirklich Schuldigen. Beispiel: die Mutter des gemordeten Kindes, die den Mörder nicht greifen kann.

Gemeinsam ist beiden Hass-Arten zwar eine Unfähigkeit, gemeinsam ist ihnen auch die "Natürlichkeit", 
aber sie unterscheiden sich in Motiv und Moral diametral.

Deshalb kann Dein Vergleich zwischen antifaschistischem Hass und dem Hass der Faschisten nicht gelingen. 

Und dennoch wird damit antifaschistischer Hass oder der Hass von Verbrechensopfern nicht zum "richtigen Mittel" oder zur "richtigen Politik", denn Hass löst kein einziges Problem, so sehr sich Schwache einbilden, durch Hass an Kraft zu gewinnen. Stattdessen verliert sich durch Hass nur Verstand und Kontrolle für die Bewegung.

Aber so "unrichtig" der Hass auch immer sein mag, so ist der Opferhass doch "entschuldbarer" als der Täterhass, weil der Täter denn Opferhass provozierte, während der Täterhass sich selbst provoziert.

Schwieriger - als bis hier dargestellt - werden die Schuldfragen dann, wenn das Opfer die Tat provozierte oder Opfer von Kollektivierungen wird, die durch andere Täter provoziert, Unschuldige treffen. Dann sind diese Opfer zwar fraglos ohne jede Schuld, aber auch die Schuld ihrer Täter ist gemindert durch die Schuld der Provozierer. 

Beispiel: die Völker des Ostens verjagten die Deutschen weit und viele in den Tod, aber dass die Völker des Ostens solches taten, war provoziert auch von Deutschen. Sogar Antifaschisten hafteten für die Nazis mit dem Leben. 

Und diese Vertreibung war nur zum Teil "alliierte Politik" - vor allem war es der durch den Nazi-Krieg provozierte und deshalb eher entschuldbare Hass der östlichen Völker.
  
Verstehst Du diese Sätze?  Dann stimme einfach zu.  Und hilf oder sage es besser, dass es andere verstehen, aber verkläre ihnen nicht den Blick mit falschen Vergleichen.

Grüße von
Sven
Redaktion


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