Danke Merkel !

Denn mit Ausnahme von Laufzeitverlängerung und Irakkrieg waren Sie mir eine GUTE KANZLERIN in schwierigen Zeiten.

"Danke Merkel !" - So kam es oft von Spöttern, aber ich begründe mal, warum ich sie besser beurteile:

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Als Kohl sie ins Kabinett holte, dachte ich im Stillen: "Auweia, was für ein Mauerblümchen" und dann so konservativ-stereotyp für "Familie und Jugend" (1991-1994), aber als ich solche Gedanken von anderen hörte, wurde ich mir selbst suspekt, denn deutlicher wurde, dass sie glaubte, was sie sagte und machte - eben mit anderer Biographie und daraus anderem Weltbild, alles bejubeln zu müssen, was ihr stramm westlich schien. Doch das gab es auch in meiner Familie mit sicherlich bester Absicht, wie auch ich zu lernen hatte, dass gute Absicht zwar gute Voraussetzung für das Denken und Handeln ist, aber kein Garant.

Konkreteres über ihre damalige Amtsführung erinnere sich mir nicht. Wahrscheinlich war da auch nicht viel.

Als spätere Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (1994.1998) war sie mir immerzu politisches Ärgernis, tat mir allerldings richtig leid, als sie sich zum Skandal von ALKEM und NUKEM erklärte, von denen sie offensichtlich verschaukelt wurde, weil vielleicht ebenfalls biographiebedingt einfach mal zu naive Befürworterin Atomspalterei "zu friedlichen Zwecken".

Erste Gelegenheit, sie näher & genauer zu beobachten, war ein Pressefest der Wirtschaftswoche 1999; es regierten Rot/Grün, Merkel war Generalsekretärin der CDU, was einem gehörigen Aufstieg in den Unionsparteien bedeutete. Sie unterhielt sich am Stehtisch mit O. Lambsdorf & Co. eher belangslos, denn es war ja auch festlich & ich nicht eingeladen, um schlechte Stimmung zu machen :-)

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Als später andere mit ihr sprachen, ging es politischer zu - in solchen Kreisen mit ihr weniger kontrovers als mit den Gästen von der damaligen Regierungsbank, aber genau das ist interessant, denn sie schien mir differenzierter als ihre politischen Freunde, hatte enorm an Selbstbewusstsein zugelegt, abgeklärter und bestätigte meine früheren Eindrücke, dass hinter ihrem öffentlich-parteipolitischem Gerede so tiefe Überzeugungen steckten, dass sie für Gegenargumente noch nicht erreichbar war.

Solche Resistenz einerseits und ihr Differenzierungsvermögen andererseits schließen einander nicht aus, denn die Spanne zwischen den Polen kann eben groß sein, ist nicht immer Ein-Aus-Schalter.

Es ging um "Endlagerung" und Trittin - mein einziger Spruch: "Wir beide können von der Leiter fallen und sterben, aber wir können nicht verantworten, dass ein Hauptrisiko zum Restrisiko verklärt und hingenommen wird - und Entsorgung nichts entsorgt."
Ein eifriger Herr kam ihr zuvor und sagte: "Unsere Kernkraftwerke sind sicher." - Sie stimmte ihm zu. Und aus allem ergab sich: Sie glaubte es, wie es so viele taten und tun.
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2003 war ich arg sauer auf sie - denn ihr Schulterschluss mit G.W. Bush in Sachen Irakkrieg war das mit Abstand schlimmste Tun ihrer gesamten Politkarriere, aber sie glaubte womöglich den Bush, Blair, Netanjahu & Co., es gehe ums Überleben Israels. Aber wenn aus Irrtümern Kriege werden, dann sind auch Irrtümer unverzeihlich.

Allerdings war ich damals auf meine rot-grüne Regierung noch saurer, denn ihre Irakkriegsgegnerschaft war mir zu innenpolitisch motiviert, beratungsresistent und vor allem völkerrechtlich substanzlos im Heul-Getue des "Joschka" auf Münchner Sicherheitskonferenz und am 5.2.2003 im Weltsicherheitsrat. Aber für das Volk genügte es. 

2005 - und wahrscheinlich sahen wir es alle - die "Elefantenrunde" nach der von Merkel gewonnnen Bundestagswahl, wie sich der von mir rot-grün gewählte Schröder lächerlich machte mit seinen in Juso-Zeiten antrainierten Überheblichkeiten, gegen die ich weniger hätte, wenn wenigstens charmant. - Darum wohltuend, wie sie reagierte, was sich dann durch ihre gesamte Amtszeit durchzog.

Das öffentliche Gelästere um ihre Frisur bewirkten bei mir genau das Gegenteil, denn wer zu mobben versucht, macht mich den Gemobbten gewogen. 

Dann wieder anders, denn Merkels Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke kritisierte ich scharf, so auch schon vorher von der Öffentlichkeit kaum gemerkt und von Rot-Grün komplett verschlafen, dass sie die Demokratie geradezu hinterging, als sie auf der Jubiliäumsveranstaltung des "Atomforum e.V." munter verkündete, sie halte die schwedische Vorgehensweise für gescheit, vom Ausstieg zu sprechen, aber anderes zu tun.

DASS Merkel nach Fukushima mit dem Atomausstieg ernst machte, rechne ich ihr hoch an, wenngleich ich das Prozedere mir auch gut ohne Schadensersatz für die Atomkonzerne vorstellen konnte und forderte. LINK einfügen

DASS Merkel im Jahr 2015 den Flüchtlingen half, was ihr so irre viel Kritik und Hass einbrachte, ist kaum hoch genug zu loben, denn sowohl rechtlich als auch moralisch alternativlos. 

Ganz vieles machte sie mir sehr sympathisch. 

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