Zur Schuldfrage im Gazakrieg (4. August 2014)
Lieber Klaus, da niemand fordert, dass sich Israel die Hamas-Raketen auf den Kopf fallen lassen soll, halte ich es für keine angemessene Zuspitzung. Es ist ein prinzipielles Problem, dass Zuspitzungen Sinn machen können, wenn es darum geht, einen Gedanken auf seine Endlichkeit hin zu überprüfen, auch in politischen Debatten, aber bei Meinungsverschiedenheit kann es falsch sein, denn es kann als Unterstellung aufgefasst werden.
Lieber Adalbert, du lehnst zurecht ab, dass dir eine Diskussionsteilnehmerin unterstellte, dir seien zu wenig Israelis getötet worden, aber es ist eben falsch, wenn der Eindruck entstehen kann, dass von Opferzahlen der Streitparteien auf deren Minder- oder Größerunrecht zu schließen sei. - Und diesen Fehler machen ja nun tatsächlich viele Leute.
Nun fragt mich zwar keiner, aber ich "antworte" mal trotzdem:-), dass sich meines Erachtens die Schuld an allen Toten, allen Verletzten und aller Zerstörung vollkommen gleichmäßig auf beide Streitparteien verteilt,
- denn Netanjahu hätte sicherlich nicht auf Hunderte "menschlicher Schutzschilde" geschossen, wenn es Israelis gewesen wären, weshalb ich ihm unterstelle, dass es ihm "nur Palästinenser" waren. Das übersieht Klaus zu sehr.
- Während die Hamas schon aus Erfahrung ("Gegossenes Blei" 2009) genau die Folgen wusste und den Tod der vielen Palästinenser willentlich in Kauf genommen hat und auch alle Zerstörung. Das übersieht Adalbert zu sehr.
Das Kalkül solcher Hamas-Politik kann nur sein, was Klaus der Hamas vorwirft. Ein Kalkül ohne Rationalität, denn über den Israelhass hinaus wird nichts zu erreichen sein, noch dumpfer, denn die Hamas macht sich mit solchem Kalkül zum nützlichen Idioten Netanjahus, den Palästinensern das Selbstbestimmungsrecht zu verweigern und das Restgebiet zu verwüsten.
Aber gern darf mir die Hamas erzählen, was sie sich dolles dabei denkt und ich falsch interpretieren würde.
Allerdings gehöre ich allmählich zu denen, die schon etwas mehr über Kämpfe jeglicher Art nachdachten und umzudenken hatten als es gewöhnlich an den Fronten zum Führen unerfahrener Menschen genügt. Der Gehorsam von Gefolgen macht ziemlich oft die Anführer dumm.
Markus Rabanus 20140804 Nahost Friedensforschung
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