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Grundsätzliches zum Hinduismus!
Aus der vedischen Religion entstandene eigene
Richtung, der mit circa 80 Prozent die Mehrheit der indischen Bevölkerung
angehört und die darüber hinaus in vielen Teilen der Welt verbreitet
ist, u. a. in Nepal, Bangladesh, Indonesien, Sri Lanka, Pakistan,
Malaysia, Südafrika, Mauritius, den USA und England. Das persische Wort
Hindu wurde von Sanskrit saindhava; indisch sindhu („Fluss“ oder
genauer der Indus) abgeleitet und bezeichnete im 5. Jahrhundert v. Chr.
die Bewohner jenes Landes nach seinem Fluss, dem Indus. Die Hindus
bezeichnen sich selbst als „jene, die an die Veden glauben“ (siehe
Veda) oder als „jene, die den Weg (Dharma) der vier Klassen (Warnas)
und Lebensstadien (Ashramas) befolgen“.
Die Veränderung, die sich seit der Vedischen Zeit(1300-1000 v.Chr.)
vollzog, tritt am augenfälligsten in der Zunahme der Götterwelt in
Erscheinung. Zwar werden vedische Götter, wie Agni, Mitra, Varuna, Soma
noch verehrt, aber sie sind durch persönliche Gestalten immer mehr in
den Hintergrund gerückt worden. Das ursprüngliche Pantheon (Oberster
Ort, Gericht) wurde durch neue persönliche Götter bestückt.
Die beiden für die Folgezeit zentralen Neuerungen sind die Einsamkeits-
oder Alleinheitslehre verbunden mit dem Erlösungsgedanken und die Lehre
von der Wiedergeburt in einer neuen Gestalt, die aus den im früheren
Leben vollbrachten Taten resultiert.
Der Hinduismus ist eine der bedeutendsten Weltreligionen, nicht nur was
die Zahl seiner Anhänger betrifft (ca. 700 Millionen), sondern auch
aufgrund des großen Einflusses, den er seit etwa 300 v. Chr., während
seiner langen Entwicklungsgeschichte, auf die vielen anderen Religionen
ausübte. Der Hinduismus, der in hohem Maße dazu neigt, fremde Elemente
aufzunehmen, wurde seinerseits von diesen unterschiedlichen Religionen
beeinflusst, was zum größten Teil zu seinem ausgeprägten
Synkretismus, d. h. zu der Vielzahl von Glaubensformen und Praktiken, führte.
Neben der hinduistischen Lehre führten insbesondere die geographischen
und wirtschaftlichen Bedingungen in Indien dazu, dass sich der
Hinduismus zu einem sozialen und religiösen System entwickelte, das
alle Aspekte des menschlichen Lebens bestimmt.
Da die Schriften des Hinduismus mehr von den Taten der Menschen als von
ihrem Denken handeln, findet man, obwohl es nur wenige Praktiken und
Glaubensformen gibt, die von allen ausgeübt werden, eine weitaus größere
Übereinstimmung im Verhalten der Hindus als in ihrem Glauben. Neben der
Rezitation der Gayatri-Hymne bei Morgengrauen gibt es keine festgelegten
oder vorgeschriebenen Gebete. Die meisten Hindus verehren Shiva, Vishnu
oder die weibliche Gottheit Devi. Darüber hinaus werden von Dörfern
und einzelnen Familien Hunderte von kleineren lokalen Gottheiten
angebetet. Es gibt einige wenige Praktiken, die bei fast allen Hindus üblich
sind: die Hochachtung gegenüber ihren Priestern, den Brahmasamadsch,
und die Verehrung der Kuh, das Verbot Fleisch, insbesondere Rindfleisch,
zu verzehren sowie die Eheschließung innerhalb der Kaste (Jati), wobei
die Hoffnung auf männliche Nachkommen vorherrscht. Neben der Hierarchie
des Gesellschaftssystems, die untrennbar mit der Religion verbunden ist
und jeder Person ihren Platz im einheitlichen Gefüge zuweist, gibt es
im Hinduismus weder ein Lehrgebäude noch die Hierarchie einer religiösen
Institution.
Die höchste kanonische Autorität aller Hindus ist die Vedanta
(Abschluss der Veden). Um 600 v. Chr. begann die Entstehung der
Upanishaden, jener mystisch-philosophischen Meditationen über den Sinn
des Lebens und das Wesen des Universums.
In den Erzählungen ist gleichzeitig eine komplexe Kosmologie enthalten.
Die Hindus betrachten das Universum als große, geschlossene Sphäre,
als kosmisches Ei, das zahlreiche konzentrische Himmel, Höllen, Meere
und Erdteile enthält und in deren Mittelpunkt sich Indien befindet. Vom
goldenen Zeitalter bzw. Krita-Yuga ausgehend, gelangt man über zwei
Zwischenperioden, geprägt vom fortschreitenden Verfall der Güte, zur
Gegenwart bzw. dem Kali-Yuga. Am Ende jedes Kali-Yugas wird die Welt
durch Feuer und Flut vernichtet, und ein neues goldenes Zeitalter bricht
an. Das menschliche Leiden ist gleichfalls einem Zyklus unterworfen:
Nach dem Tod verlässt die Seele den Körper und wird im Körper eines
anderen Menschen, eines Tieres, einer Pflanze oder eines Minerals wieder
geboren. Diese endlose Kette von Leben und Wiedergeburten wird Samsara
genannt (Seelenwanderung). Das Schicksal des Menschen in dem neuen Leben
wird dabei von seinen in den vorhergehenden Leben angesammelten guten
oder bösen Taten, dem Karma, bestimmt. Die Hindus glauben daran, dass
das Karma durch Buße und Rituale aufgearbeitet werden kann und dass der
Verzicht auf weltliches Begehren zur Erlösung (Moksha) aus dem ewigen
Kreislauf der Geburten, dem Samsara, führt.
Die Hindus können dementsprechend in zwei Gruppen unterteilt werden:
diejenigen, die nach der heiligen und weltlichen Belohnung (Gesundheit,
Wohlstand, Nachkommen sowie einer vorteilhaften Wiedergeburt) in der
Welt suchen und in jene, die nach Erlösung von der Welt suchen. Die
Grundsätze des ersten Weges, die auf die Veden zurückgehen, werden
heute vom Tempelhinduismus, von der Religion der Brahmanen und vom
Kastensystem vertreten. Der zweite Weg, der in den Upanishaden
vorgeschrieben wird, ist nicht nur Hauptziel der Entsagungskulte (Sannyasa),
sondern auch das Ideal der meisten Hindus.
Die weltliche Richtung des Hinduismus wurde ursprünglich von drei Veden
geprägt, von drei Gesellschaftsklassen (Varnas), drei Lebensabschnitten
(Ashramas) und den drei Zielen der Männer (Purusharthas), wobei die
Ziele oder Bedürfnisse der Frauen in den alten Texten selten erwähnt
werden. Den ersten drei Veden wurde eine vierte, die Atharvaveda,
hinzugefügt. Die ersten drei Klassen (Brahmanen oder Priester,
Kshatriyas oder Krieger und die Vaishyas oder gemeines Volk) wurden von
der Dreiteilung der antiken römischen und griechischen Gesellschaft
abgeleitet. Den drei Gesellschaftsklassen wurde die der Shudras oder
Knechte hinzugefügt, nachdem sich die Indogermanen im Pandschab
niederließen, von wo aus sie das Tal des Ganges besiedelten. Die drei
ursprünglichen Ashramas umfassten das keusche Leben der Brahmanenschüler
(Brahmatscharya), das Leben als Hausvater (Grihastha) und das Leben als
Waldeinsiedler (Vanaprastha). Außerdem hatten sie angeblich drei
Schulden zu begleichen: das Studium der Veden, das sie den Weisen
schuldeten, einen Sohn, den sie den Ahnen schuldeten, sowie die Opfer,
die sie den Göttern schuldeten. Die drei Ziele waren Artha (materieller
Erfolg), Dharma (rechtes Handeln, gemäß der sittlichen Gebote sowie
den Pflichten der Kaste) und Kama (sinnliche Freuden). Kurz nach
Entstehung der ersten Upanishaden und zur Zeit des Aufkommens des
Buddhismus im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde ein viertes Ashrama und das
entsprechende vierte Ziel hinzugefügt: der Entsager (Sannyasi), dessen
Ziel die Erlösung (Moksha) von allen anderen Lebensabschnitten, Zielen
und Schulden ist.
Für jede dieser beiden Lebensarten eines Hindus wurden eigene sich
gegenseitig beeinflussende metaphysische und gesellschaftliche Systeme
entwickelt. Das Kastensystem und die ihm zugrunde liegende Philosophie
des Svadharma oder des „eigenen Dharma“ entwickelte sich innerhalb
des weltlichen Hinduismus. Das Svadharma besagt, dass der Mensch geboren
wird, um eine bestimmte Tätigkeit auszuüben, eine bestimmte Person zu
heiraten, bestimmte Nahrung aufzunehmen und Kinder zu zeugen oder zu gebären,
die dann ihrerseits in gleichem Sinn leben. Auch besagt es, dass es
besser sei, sein eigenes Dharma zu erfüllen als das von anderen, auch
wenn das eigene Dharma minderwertig und verwerflich sei wie jenes der
Paria. Die Paria werden auch „Unberührbare“ genannt, da schon ihre
bloße Anwesenheit den Hindu, der einer anderen Kaste angehört,
beflecken könnte. Das oberste Ziel der weltlichen männlichen Hindu
ist, einen Sohn zu zeugen und großzuziehen, der dann den Ahnen Opfer
darbringen wird (die Shraddha-Zeremonie). Der zweite Weg des Hinduismus,
der der Entsagung, stützt sich auf die Philosophie der Upanishaden von
der Einheit der individuellen Seele, dem Atman, mit Brahman, der
universellen Weltseele oder Gott. Das Erkennen dieser Einheit gilt als
ausreichend, um den Hindu von einer Wiedergeburt zu erlösen. Dieser
Anschauung zufolge könne nichts die Erlösung mehr beeinträchtigen als
die Geburt eines Kindes. Der weltliche Hinduismus hat viele Ziele und
Ideale von dem Hinduismus der Entsagung übernommen, insbesondere die
Idee vom ewigen Dharma, dem Sanatana Dharma. Dieses ewige Dharma ist ein
absolutes und allgemeines ethisches Gesetz, das angeblich alle sekundären,
bedingten und besonderen Dharmas umfasst und gleichzeitig transzendiert.
Der wichtigste Grundsatz des Sanatana Dharma ist für alle Hindus das
Ahimsa, das Gebot, keine Lebewesen zu töten, aus dem der Vegetarismus
folgt. Dieser Grundsatz verhindert jedoch nicht die Gewaltanwendung
gegen Mensch und Tier bzw. das Blutopfer in den Tempeln.
Neben dem Sanatana Dharma wurden noch zahlreiche weitere Versuche
unternommen, die beiden Richtungen des Hinduismus miteinander auszusöhnen.
Das religiös-philosophische Lehrgedicht Bhagavadgita beschreibt drei
Pfade zur religiösen Vervollkommnung. Dem Pfad der Taten oder des
Karma, das sich hier auf Opfer und religiöse Handlungen bezieht, und
dem Pfad der Erkenntnis oder Jnana, der Meditation, wurde ein
vermittelnder dritter Pfad hinzugefügt, und zwar jener der
leidenschaftlichen Hingabe an Gott oder Bhakti. Es ist ein religiöses
Ideal, das die anderen beiden Ideale verbindet und gleichzeitig über
ihnen steht. In allgemeiner Form kann Bhakti sowohl in den Epen wie auch
in einigen der Upanishaden gefunden werden. Seinen vollkommensten
Ausdruck findet es jedoch in der Bhagavadgita. Bedeutende Impulse erhält
Bhakti aber auch von den einheimischen Gedichten und Liedern an die
lokalen Gottheiten, insbesondere jener der Alvaren, Nayanaren und
Viraschaivas aus Südindien sowie die Anbeter Krishnas in Bengalen.
Auf diese Weise war es den Hindus möglich, ihren vedantischen Monismus
(siehe Vedanta) mit der vedischen Vielgötterei in Einklang zu bringen.
Alle individuellen Hindugötter (Saguna genannt, d. h. „mit
Eigenschaften“) werden dem Gott (Nirguna bzw. „ohne
Eigenschaften“), aus dem diese hervorgegangen sind, untergeordnet.
Folglich verehren die meisten Hindus mit Hingabe die Götter (durch
Bhakti), die sie in Ritualen (durch Karma) anbeten und die sie aufgrund
von Meditation (durch Jnana) als höchste Wirklichkeit erkennen. Die
Widerspiegelung dieser höchsten Wirklichkeit ist wiederum die
materielle Welt der Erscheinungen, die als bloße Täuschung (Maya) oder
als Spiel Gottes (Lila) angesehen wird.
Obzwar alle Hindus die Existenz und Bedeutung einer ganzen Reihe von Göttern
und Halbgöttern anerkennen, verehren die meisten individuellen Anbeter
einen einzigen Gott bzw. Göttin, von denen Shiva, Vishnu und die Göttin
Devi die verbreitetsten sind.
Bei Shiva handelt es sich scheinbar um die Verkörperung zweier gegensätzlicher
Naturen, und zwar ist er sowohl Gott der Askese wie auch Gott des
Phallus. Er ist die Gottheit der Entsager, insbesondere der vielen
Shaiva-Sekten, die ihn verehren. In der Tradition des Mythos, soll Shiva
seinen Bruder Brahma geköpft haben, da dieser mit seinen Geschwistern
schlief. Als Strafe musste er Brahmas Totenschädel tragen, bis er in
der Stadt Benares (heute Varanasi) die Erlösung fand. Weitere Sekten
der Shaiva sind die Pashupatas, Verehrer des Shiva Pashupati oder des
„Herrn der Tiere“ und die Aghoris, „die nichts entsetzen kann“,
Yogis, die Kot oder Fleisch essen, um ihre Gleichgültigkeit gegenüber
Freud und Leid zu beweisen. Shiva ist auch der Gott, dessen Phallus (Lingam)
das zentrale Heiligtum aller Shivatempel und persönliches Heiligtum im
Haushalt jedes Shaiva ist. Einer Legende zufolge ließ sich Shiva beim
Liebesspiel mit Parvati nicht einmal durch den Besuch des Weisen Bhrigu
stören und wird daher durch den Phallus verehrt. Weiter wird von ihm
gesagt, dass er in verschiedenen Gestalten als Mensch, Tier und Pflanze
auf der Erde erschien und viele lokale Heiligtümer errichtete.
Vishnu wird als allgegenwärtiger Gott verehrt. Seinem Nabel entsprang
eine Lotosblüte, aus der der Schöpfer (Brahma) geboren wurde. Vishnu
schuf das Universum, indem er den Himmel von der Erde trennte, und
bewahrte es später zahlreiche Male vor dem Untergang. Er wird auch in
Gestalt der Avatara oder „Herabkunft“ (Avatara) verehrt, d. h. in
seinen verschiedenen Inkarnationen, u. a. als Fisch, Schildkröte und
Eber. Andere Inkarnationen sind der Zwerg (Vamana, der sich in einen
Riesen verwandelte, um den Dämon Bali aus dem Universum zu verjagen),
der Mann-Löwe (Marasimha, der dem Dämon Hirayjakasipu den Bauch
aufschlitzte) sowie Buddha (der den frommen Dämonen die falsche Lehre
überbringen sollte), Rama mit der Axt (Parashurama, der seine unkeusche
Mutter köpfte und die gesamte Klasse der Kshatriyas vernichtete, um
seinen Vater zu rächen) und Kalki (der Reiter mit dem weißen Pferd,
der am Ende der Kali-Zeitalters kommen wird, um das Universum zu zerstören).
Die weitaus bekanntesten Inkarnationen sind Rama (Held der Ramayana) und
Krishna (Held der Mahabharata und der Bhagavata-Purana). Beide gelten
als Inkarnationen von Vishnu, obwohl sie ursprünglich Helden des
Menschengeschlechts waren.
Zu den Hauptgottheiten gehören neben diesen beiden männlichen Göttern
auch einige Göttinnen. Sie werden zum Teil auch als unterschiedliche
Naturen der Göttin Devi angesehen. Einigen Mythen zufolge ist Devi die
Urbewegerin, die den männlichen Göttern Anweisungen zur Schöpfung
oder Vernichtung erteilt. Als Durga, „die schwer Zugängliche“, tötet
sie in einem Kampf den Büffeldämon Mahisha. Als Kali, die Schwarze,
tanzt sie auf den Leichnamen derer, die sie zuvor abgeschlachtet und
verzehrt hat, und ist geschmückt mit den Schädeln und abgeschnittenen
Händen ihrer Opfer. Die Göttin wird auch von den Shaktas, den Anhängern
von Shakti, der weiblichen Urkraft, verehrt. Diese Sekte entstand
zeitgleich mit dem Tantrismus. In vielen tantrischen Kulten wird die Göttin
zu Krishnas Partnerin Radha.
Friedvollere Verkörperungen der Göttin sind die Gattinnen der großen
Götter. Lakshmi ist die sanfte und fügsame Gattin Vishnus und
Fruchtbarkeitsgöttin, während Parvati die Gattin Shivas und die
Tochter des Berges Himalaya ist. Ganga, die Göttin des großen Flusses
(des Ganges), die auch alleine verehrt wird, soll eine von Shivas Frauen
sein sowie Göttin der Musik und Literatur. Sarasvati, die mit dem Fluss
Sarasvati in Verbindung gebracht wird, ist die Gattin von Brahma. Viele
der lokalen Göttinnen Indiens, wie Manasha, die Göttin der Schlangen
in Bengalen, und Minakshi in Madurai, sind mit Hindugöttern
verheiratet, während andere, wie Shitala, Göttin der Windpocken, ohne
andere Götter verehrt werden. Diese unverheirateten Göttinnen werden
wegen ihrer ungebändigten Kräfte und ihrer zornigen und
unberechenbaren Ausbrüche gefürchtet.
Viele der kleineren Gottheiten wurden dem zentralen Pantheon
angegliedert, indem sie mit den großen Gottheiten bzw. mit deren
Kindern und Freunden identifiziert wurden. Hanuman, der Affengott,
erscheint im Ramayana als mutiger Gehilfe Ramas, der mit anderen Affen
eine Brücke zur Insel Lanka (heute Sri Lanka) bildete. Skanda, der
Kriegsgott, ist der Sohn von Shiva und Parvati, und ebenso Ganescha, der
Gott mit dem Elefantenkopf, Gott der Schreiber und Händler, der
Hindernisse beseitigt und vor wichtigen Unternehmungen angerufen wird.
Die wichtigsten Riten des Hinduismus sind jene des Übergangs (Samskaras).
Sie beginnen mit der Geburt und dem Ereignis, bei dem das Kind zum
ersten Mal feste Nahrung (Reis) zu sich nimmt. Spätere Riten umfassen
das erste Haareschneiden (bei Jungen) sowie die Reinigung nach der
ersten Menstruation (bei Mädchen). Es folgen Heirat und die Segnung der
Schwangerschaft sowie eine gelungene Entbindung und das Überleben des
Kindes während der ersten sechs Tage (Shashti, Göttin der Sechs).
Schließlich gibt es Bestattungszeremonien (Leichenverbrennungen, bei
der von einem großen Teil der Hindus die Asche in den Ganges gestreut
wird, der als heiliger Fluss gilt) wie auch die jährlichen Opferrituale
für die gestorbenen Ahnen. Die berühmteste Opfergabe ist der Pinda,
eine Reiskugel mit Sesamkernen, die von dem ältesten Sohn überreicht
wird, auf dass der Geist des Vaters aus dem Limbus, der Vorhölle, zur
Wiedergeburt übergehen kann.
Bei den täglichen Ritualen legt der Hindu (gewöhnlich die Ehefrau, da
ihr eher die Kräfte zugestanden werden, sich mit den Göttern in
Verbindung zu setzen) Früchte- oder Blumenopfer (Puja) an einem kleinen
Hausschrein nieder. Sie opfert auch den lokalen Schlangen, Bäumen oder
den dunklen Geistern (sowohl den gütigen wie auch den bösartigen), die
sich im eigenen Garten, an Wegkreuzungen oder magischen Orten des Dorfes
aufhalten. Viele Dörfer und alle größeren Städte besitzen Tempel, in
denen die Priester während des ganzen Tages Zeremonien abhalten. Diese
umfassen Sonnenaufgangsgebete, das Läuten von Glocken, um den Gott im
Allerheiligsten (der Garbhagrih oder dem „Haus des Mutterleibes“) zu
erwecken, sowie Baden, Ankleiden und Luftzufächeln und schließlich die
Nahrungsdarbietung an Gott. Die Reste der Nahrung (Prasada) werden dann
an die Gläubigen verteilt. Der Tempel ist auch Kulturzentrum, wo Lieder
gesungen, heilige Texte in Sanskrit oder den Landessprachen rezitiert
und Sonnenuntergangsrituale durchgeführt werden. Fromme Laien dürfen
an den meisten dieser Zeremonien teilnehmen. In den meisten Tempeln,
insbesondere in jenen, die den Göttinnen geweiht sind (wie der
Kalighattempel der Göttin Kali in Kalkutta), werden zu besonderen
Gelegenheiten Ziegen geopfert. Das Opfer wird häufig von besonderen
Priestern der niederen Kasten, außerhalb der Grenzen des eigentlichen
Tempels, dargebracht. Es gibt Tausende von einfachen örtlichen Tempeln,
die meist nicht mehr sind als ein kleines steinernes Gehäuse, das eine
formlose, in Stoff gehüllte Steinplastik enthält. In Indien gibt es
aber auch viele groß angelegte Tempel oder auch ganze Tempelstädte,
die zum Teil aus Höhlen entstanden sind (wie z. B. Elephanta und Ellora),
aus großen Monolithen gehauen wurden (wie jene von Mahabalipuram) oder
aus eigens hierfür eingeführten, kunstvoll gemeißelten Steinplatten
(wie die Tempel von Khajuraho, Bhubaneswar, Madurai und Kanjeevaram)
bestehen. An besonderen Tagen, gewöhnlich einmal im Jahr, wird das
Standbild des Gottes aus seinem Schrein geholt und in einem mit
prachtvollen Schnitzereien versehenen Holzwagen (Ratha) in einer
Prozession um die Tempelanlage gefahren.
Viele heilige Orte oder Heiligtümer (Tirthas, wörtlich „Furt“),
wie Rishikesch im Himalaya oder Varanasi am Ganges, sind Ziel von
Pilgern aus ganz Indien. Andere wiederum sind hauptsächlich örtliche
Heiligtümer. Bestimmte Heiligtümer werden am häufigsten während der
besonderen jährlichen Festtage besucht. Prajaga z. B., dort wo der
Ganges und der Jamuna bei Allahabad zusammenfließen, galt schon sehr früh
als ein heiliger Ort. Jeden Januar jedoch, während des
Kumbha-Mela-Festes, kommen die Pilger in Strömen, und bei einer
besonderen Zeremonie, die einmal in zwölf Jahren stattfindet, wächst
die Zahl der Pilger auf über eine Million. In Bengalen wird die
Heimkehr der Göttin Durga zu ihrer Familie und zu ihrem Ehemann Shiva
in jedem Jahr am Durgapuya-Fest gefeiert. An diesem Tag wird das Bildnis
der Göttin aus Pappmaché zehn Tage lang verehrt und danach in einer
Mitternachtszeremonie bei Trommelklängen und Kerzenlicht im Ganges
versenkt. Einige Feste werden in ganz Indien gefeiert, so z. B. das Fest
des Lichtes zu Winterbeginn und Holi, der Frühlingskarneval, an dem
Mitglieder aller Kasten teilnehmen, ihre Haare lösen und sich
gegenseitig mit Kaskaden von rotem Pulver und Flüssigkeit bespritzen,
als Symbol des Blutes, das wahrscheinlich in vergangenen Jahrhunderten
üblich war.
Zwischen 200 v. Chr. und 500 n. Chr. wurde Indien von vielen nördlichen
Mächten überfallen, von denen die Sakas (Skythen) und Kushanas den
nachhaltigsten Einfluss ausübten. Es war eine Zeit der Unbeständigkeit,
des Wachstums und des Synkretismus sowie der Herausbildung des
Hinduismus, die Zeit, in der die Epen, die Dharmashastras und
Dharmasutras, ihre endgültige Form annahmen. Während der Guptadynastie,
320 bis etwa 480, als der größte Teil des nördlichen Indiens unter
einer Macht vereint war, fand der klassische Hinduismus seinen höchsten
Ausdruck. Die heiligen Gesetze wurden formuliert, der Bau der großen
Tempel setzte ein, und Mythen und Rituale wurden in den Puranas
zusammengefasst.
In der Postguptazeit bildete sich eine weniger strenge, eklektische Form
des Hinduismus heraus, die zu Abspaltungen von volkstümlichen
Bewegungen führte. Es war auch die Zeit der Entstehung der großen
frommen Bewegungen. Viele der Sekten, die zwischen 800 und 1800
entstanden, bestehen in Indien bis zum heutigen Tag.
Der Überlieferung nach wurden die meisten Bhakti-Bewegungen von
Heiligen begründet, von den Gurus, die den Glauben in ungebrochener
Tradition von Guru zu Schüler (Chela) weitervermittelten. Diese
Tradition bildet neben dem geschriebenen Kanon die Grundlage für den
Einfluss, den die Bhakti-Sekte erlangte. Weitere Glaubensformen gründen
sich auf die Lehren der Philosophen, wie Shankara und Ramanuja. Shankara
war der Vertreter des reinen Monismus oder Nondualismus (Advaita Vedanta)
und der Lehre, dass alles, was wirklich scheint, bloße Täuschung sei.
Ramanuja vertrat in seiner Philosophie einen bedingten Nondualismus (Vishishta-Advaita).
Er versuchte, den Glauben an den Gott ohne Eigenschaften (Nirguna) mit
der Anbetung eines Gottes mit Eigenschaften (Saguna) in Einklang zu
bringen und somit das Paradoxon von der Liebe zu einem Gott, der eine
Identität annehmen kann, zu lösen.
Die Philosophien von Shankara und Ramanuja entwickelten sich im Umfeld
der sechs großen klassischen Systeme der indischen Philosophie (Darshanas):
die Karma Mimamsa („Erforschung der Tat“), die Vedanta („Ende der
Weden“), in deren Tradition das Werk von Shankara und Ramanuja
betrachtet werden sollte, das Samkhja-System, welches den Gegensatz
zwischen einem trägen, männlichen Prinzip des Geistes (Puruscha) und
einem tätigen, weiblichen Prinzip der Materie oder Natur (Prakriti)
beschreibt. Diese geistlose Urmaterie vereinigt die drei Eigenschaften (Gunas):
Güte (Sattva), Leidenschaft (Radshas) und Finsternis (Tamas). Des
Weiteren gibt es noch das Yoga-System und das stark metaphysisch betonte
System der Vaisheshika (eine Art atomistischer Realismus) sowie Nyaya
(Regeln), das von dem Brahmanen Gotama gegründet wurde, der Regeln des
Denkens, der Dialektik und Logik aufstellte.
Parallel zu diesen umfassenden Sanskrit-Philosophien entstanden volkstümliche
Gesänge, die als mündliche Tradition an verschiedenen Orten Indiens
gepflegt wurden. Sie wurden im 7., 8. und 9. Jahrhundert von den
Alvaren, Nayanaren und Virashaivas in den Sprachen Tamil und Kannada und
im 15. Jahrhundert von dem Dichter Mira Bai aus Rajasthan in dem Dialekt
Braj verfasst. Im 16. Jahrhundert gründete Chaitanya in Bengalen eine
Sekte mit erotisch-mystischem Charakter, die stark vom tantrischen
Buddhismus beeinflusst ist und die Vereinigung von Krishna und Radha in
einer tantrischen Religiosität feiert. Chaitanja glaubte, dass Krishna
und Radha in ihm wieder geboren seien und dass das Dorf Vrindaban, in
dem Krishna aufwuchs, in Bengalen wieder erscheine. Die Schule der
Gosvamins, der Schüler von Chaitanya, entwickelte eine Theologie der
rituellen Inszenierung von Krishnas Leben.
Solche rituellen Dramen entwickelten sich während des 16. Jahrhunderts
auch in der Umgebung des Dorfes Vrindaban und wurden von Hindidichtern
vorgetragen. Der erste große mystische Hindidichter war Kabir, der
angeblich muslimischer Abstammung gewesen sein soll. Er war stark vom
Islam beeinflusst, insbesondere vom Sufismus. Seine Gedichte
hinterfragen sowohl die kanonischen Dogmen des Hinduismus als auch des
Islam. Sie preisen Rama und versprechen Erlösung durch das Rezitieren
des heiligen Namens Rama. Sein Nachfolger war Tulsidas, der eine
beliebte Hindiversion des Ramayana schrieb. Surdas, ein Zeitgenosse von
Tulsi Das, verfasste Gedichte über das Leben Krishnas in Vrindaban, die
die Grundlage der Ras lilas, der lokalen Inszenierungen des Mythos von
Krishnas Kindheit, bildeten. Im Norden Indiens spielen diese bei der
Verehrung Krishnas auch heute noch eine bedeutende Rolle.
Im 19. Jahrhundert wurden unter der Schirmherrschaft von Ramakrishna und
Vivekananda und der Sekten Arya-Samaj und Brahmasamaj wichtige Reformen
durchgeführt. Diese Reformbewegungen versuchten den traditionellen
Hinduismus mit den sozialen Reformen und politischen Idealen der
Gegenwart zu verbinden. Teil dieser Reformbewegungen waren auch die Führer
nationaler Bewegungen, wie Sri Aurobindo Ghose und Mohandas Gandhi, die
diese in politische und soziale Ziele umsetzten. Gandhi z. B.
entwickelte aus der Grundregel vom Ahimsa oder dem „Nichtverletzen“
seine Lehre vom passiven Widerstand (siehe ziviler Ungehorsam). Sein
Ziel war es, die Kaste der „Unberührbaren“ zu reformieren sowie die
Unabhängigkeit Indiens zu erreichen. Bhimrau Ramji Ambedkar verhalf
sowohl dem Mythos von den Brahmanen, die ihre Kaste verlassen hatten,
als auch dem Mythos von der Ureinheit des Buddhismus und des Hinduismus
zu neuem Leben, um den „Unberührbaren“ durch eine Neubekehrung zum
Buddhismus ihre Selbstachtung finden zu lassen.
In jüngeren Zeiten wanderten zahlreiche selbst ernannte indische
Religionslehrer nach Europa und in die Vereinigten Staaten aus, wo sie
große Anhängerschaften fanden. Einige der religiösen Sekten, wie die
von Bhaktivedanta gegründete Hare-Krishna-Bewegung, gehen angeblich auf
den klassischen Hinduismus zurück. Trotz zahlreicher Einschränkungen
der Religion, die die Modernisierung und Urbanisierung Indiens mit sich
brachte, lebt der Hinduismus ungestört weiter. Die Mythen überdauern
im hinduistischen Film, und die Übergangsriten leben nicht nur im
Tempel, sondern auch im täglichen Leben weiter. Der Hinduismus, der für
Indien während der jahrhundertelangen Fremdherrschaft und inneren
Zerrissenheit eine wichtige Stütze war, wirkt somit weiterhin als eine
lebendige Kraft.
Ein wichtiges Element der späteren Vedischen Religion ist die Kaste
(portugiesisch casta; von lateinisch castus: rein, keusch), streng
abgeschlossene Gesellschaftsschicht des indischen Gesellschaftssystems,
in dem eine gesellschaftliche Hierarchie von Generation zu Generation
weitergegeben wird und das so gut wie keine soziale Mobilität kennt.
Das Wort Kaste wurde zuerst von den portugiesischen Kaufleuten des 16.
Jahrhunderts gebraucht; es ist abgeleitet vom portugiesischen casta, das
Familiengeschlecht, Herkunft oder Rasse bedeutet. Das entsprechende Wort
im Sanskrit heisst jati. Der sanskritische Begriff varna bezeichnet eine
Gruppe von jati oder das Kastensystem.
Irgendwann zwischen 200 v. Chr. und 100 n. Chr. wurde das Manu Smriti
oder Manus Gesetzbuch geschrieben. In ihm schafften die priesterlichen
Gesetzgeber die vier grossen erblichen Gruppen der Gesellschaft, die
noch heute bestehen, und stellten ihre eigene Priesterklasse mit der
Bezeichnung irdische Götter oder Brahmanen an die Spitze dieser
Kastenordnung. Zweite in der Rangordnung waren die Krieger, die
Kschatrija, und ihnen folgten die Waischia, die Bauern und Händler. Die
vierte der ursprünglichen Kasten waren die Schudra, die Arbeiter,
geboren, um Diener der anderen drei Kasten, besonders der Brahmanen, zu
sein. Weit unter den Schudra – tatsächlich völlig ausserhalb der
Gesellschaftsordnung und auf die Verrichtung der niedrigsten und
unangenehmsten Dienste beschränkt – befanden sich die Kastenlosen,
die Harijans oder Unberührbaren. Das waren die Drawida, die
eingeborenen Einwohner Indiens, zu deren Kaste von Zeit zu Zeit die
Parias oder Ausgestossenen hinzukamen, Menschen, die wegen religiöser
oder sozialer Vergehen aus den Kasten ausgestossen wurden, in die sie
geboren waren. So wie sie von den Priestern aufgestellt war, wurde die
Kastenordnung Bestandteil der hinduistischen Religion und bezog damit
ihre Legitimation aus dem Anspruch der Brahmanen auf göttliche
Erleuchtung.
Die Merkmale einer indischen Kaste bestehen aus der starren, erblichen
Zugehörigkeit zu der Kaste, in die man geboren wird, dem Brauch, nur
Mitglieder der gleichen Kaste zu heiraten, Beschränkungen bei der Wahl
des Berufs und bei persönlichen Kontakten mit Mitgliedern anderer
Kasten und der Akzeptanz eines festen Platzes in der Gesellschaft durch
jeden einzelnen. Das Kastensystem wurde durch die hinduistischen
Vorstellungen von Samsara (Wiedergeburt) und Karma (Tat, Werk) auf Dauer
gefestigt. Nach diesen Glaubensvorstellungen werden alle Menschen auf
der Erde wiedergeboren, und zwar in die Kaste, in die sie nach ihrem
vorherigen Leben gehören. Das bedeutet auch, dass ein jeder die Chance
hat, in eine andere, höhere Kaste geboren zu werden, aber nur, wenn sie
die Regeln ihrer Kaste in ihrem jetzigen Erdenleben befolgen.
Die vier ursprünglichen Kasten sind im Lauf vieler Jahrhunderte wieder
und wieder unterteilt worden, so dass man inzwischen keine genaue Zahl
mehr angeben kann. Schätzungen reichen von 2 000 bis zu 3 000
verschiedenen Kasten, die durch Gesetz der Brahmanen in ganz Indien
errichtet wurden. Jede Region hat ihre eigenen besonderen Gruppen, künstlich
abgegrenzt und durch Gewohnheit zementiert.
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Die folgende Liste beansprucht weder
Vollständigkeit noch Allgemeingültigkeit. Sie soll nur einen Eindruck
geben von der Komplexität des Phänomens Hindureligionen.
Vedische Religion und Religion der Brâhmana
Vishnuismus
Bhâgavata's
Mârâtha Bhakta's(Gottesname: Vitthal/Vithobâ)
Mâdhva's
Vishnusvâmî's
Nimbârka's
Chaitanya's
Vallabhâcârya's
Râdhâ-Vallabhî's
Hari-dâsî's
Svâmî-Nârâyanî's
Pâñcarâtrin's
Shrî Vaishnava
Vada-galai (Nördliche Schule)
Tengalai (Südliche Schule)
Mahânubhava's(Manbhau)
Râmânandî's
Raidâsî's
Reformgruppen und Neubildungen
Kabîrpanthî's
(Sikh's)
Dâdûpanthî's
Satnâmî's
Râdhâ Soâmi Satsang
und viele andere
Shivaismus
Pâshupata
Nâtha's
Gorakhnâthî's
Âgama Shaivas
Sanskrit Shaiva Siddhânta
Tamil Shaiva's
Sittar's
Kashmir Shaiva's
Vîra Shaiva's (Lingâyats)
Khândobâ Kult in Maharashtra
Shaktismus (Devî-Kult)
Linkshändiger Shaktismus
Rechtshändiger Shaktismus
Affinität zu Smârta's(eigentl. vedische Religion)
Bhakti Shaktismus
Gânapatya's (Verehrer des Ganesha)
Advaita-Vedânta
Neo-Hinduismus
Brahmo Samaj
Arya Samaj
Ramakrishna Mission
Theosophen
--
All diese Hindu-Religionen und -Denominationen unterscheiden sich u.a.:
durch die Gottheit
Vischnu -- Schiva -- Devî u.a.
sowie darin, ob sie monotheistisch, dualistisch oder echt polytheistisch
sind
ob die Gottheit als persönlich und/oder unpersönlich gedacht wird
wie das Verhältnis Gott -- empirische Wirklichkeit und Mensch gedacht
wird, ob monistisch, dualistisch usw.
sie unterscheiden sich durch den Erlösungsweg:
Askese und Weltentsagung, und/oder Erfüllung der Pflichten im äglichen
Leben, und/oder vertrauensvolle Hingabe an Gott (Bhakti)
Erlösung aus eigener Kraft -- Erlösung rein aus Gnade.
ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Hindureligionen und
Denominationen ist der Kult:
verschiedene Tempelrituale
Initiationen
Sakramente
Hauskulte
Art des Opfers: vegetarisch; tierisch; (früher) menschlich)
wesentliche Unterschiede zwischen Hindureligionen und Denominationen
gibt es bezüglich der Einstellung zu den Kasten, besonders zu den
niedrigen Kasten der Unberührbaren:
ob nämlich Unberührbare zum gemeinsamen Kult zugelassen werden
ob für die Erlösung Kastenzugehörigkeit bedeutsam ist oder nicht
wer die religiösen Funktionäre und Überlieferunbgsträger sind: ob
Brahmanen und/oder Nichtbrahmanen, ob auch Unberührbare (Harijans).
der Ursprung, die Gründung der einzelnen Hindudenominationen ist sehr
unterschiedlich:
teils sind es wandernde Sänger oder Heilige, auch aus niedrigsten
Kasten; teils sind es, vorwiegend brahmanische, Theologen.
ein Teil der Hindudenominationen sind echte Volksreligionen, andere sind
Religionen, die sich vor allem durch fürstliches Patronat ausbreiteten.
auch die Sprache der Heiligen Texte spielt eine große Rolle, besonders
ob es Sanskrit ist oder Volkssprachen. Volkssprachliche Heilige
Schriften wurden dann öfters übersetzt, auch ins Sanskrit; dies, um
durch diese Sanskritisierung einen Prestigegewinn zu erzielen.
Hier sieht man deutlich die Abhängigkeit der
verschiedenen Kasten.
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