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        von Sven
        Redaktion am 16.Sept.2003 
 Hallo Neugierig,
 
 in unseren Verlagsräumen trafen sich mal zwei Aussteiger aus der
        rechtsextremistischen Szene. Der eine war zuvor Gründer zahlreicher
        Kameradschaften und Vorsitzender der NPD-Ostberlin, der andere war
        ANS-Mitglied und Mitglied eines NPD-Landesvorstandes, zuständig für
        Kameradschaften.
 
 "Kamerad A" hatte für das "Vierte Reich" gekämpft,
        "Kamerad B" hatte die Auffassung vertreten, dass das
        "Dritte Reich" nicht untergegangen sei.
 Beide kannten die gegenseitigen Argumente bestens, aber so sehr
        energisch sie viele Jahre für die jeweilige Position gestritten hatten,
        so mussten sie jetzt darüber lachen. Dennoch: ihr und anderer Leute
        Leben war ruiniert. Langjährige Haftstrafen, Enttäuschungen und
        Verletzungen, die kein Mensch verwinden kann.
 
 Nun kommst Du und willst mir erzählen, was der Unterschied zwischen
        "Nazi" und "Neonazi" sei?
 
 Sorry, aber Du bist ein Spaßvogel. Wieso glaubst Du, dass Leute, die
        solche Webseiten wie diese machen, nicht ganz genau wüssten, wovon sie
        sprechen? Weil ich Dich nicht überzeugen kann?
 Das wäre so wenig ein Grund, wie die höhere Mathematik falsch wäre,
        weil ein Schüler sie nicht versteht.
 
 Wir denken, dass wir den einen oder anderen davor bewahren können,
        Fehler zu wiederholen, die anderen zum Verhängnis wurden, aber es gibt
        keine Methode, die garantieren würde, dass jemand die Mathematik
        versteht. Immer wird man Fehler machen in der Vermittlung und wenn man
        nicht schafft, dass die andere Seite mitdenkt, dann kann es
        verschwendete Zeit gewesen sein. Aber ich neige dazu, den Fehler bei mir
        zu suchen, woran es fehlt, wenn ich in Köpfe nicht mit dem vordringe,
        was ich aus den Köpfen derer weiß, die das alles durchdachten,
        durchlebten, sich selbst schließlich widerlegten, was jeder aktive Nazi
        noch für "unwiderleglich" hält, für "eigenes
        Erkennen" oder sogar für "neu", was nun wirklich in
        meisten Fällen vollkommener Quatsch ist - auf allen ideologischen
        Seiten. Denn "neu" setzt voraus, dass man das "Alte"
        kennt, das sich in der Regel nur neu verpackt.
 
 Aber meinetwegen könntest Du Dich selbst gern auch als "Nonkonform-Liberaler
        Neonational-Neandertaler" betrachten, aber verlange von uns nicht,
        dass wir in der Diskussion um Inhalte solch Aufwand mit den Anreden
        treiben.
 
 Worin sich "Neonazis" von "Nationalsozialisten"
        unterscheiden, ist von Patient zu Patient ziemlich verschieden, zumal
        aus Gründen der Antifaschistischen Verfassung der Bundesrepublik
        Deutschland zumindest kein öffentliches NS-Parteiprogramm erlaubt ist,
        auf das sich Leute "einigen" könnten, wodurch sie dann
        wahrnehmbar von anderen Richtungen unterscheidbar würden.
 
 Aber dessen bedarf es auch nicht und würde jedem einzelnen
        Rechtsextremisten Unrecht tun, denn so haben sie zumindest die Möglichkeit,
        sich jeder für sich ihr eigenes Weltbild zu schustern.
 
 In der politischen Umgangssprache heißt es derweil weiterhin
        "Nazi" oder "Neonazi", wenn sich Leute mit dem NS
        identifizieren oder zumindest NS-Argumentation bedienen.
 
 Grüße von Sven
 Redaktion
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