Leserpost

Dialoge

 

"Was sind Nazis ?"

Richard v.K.  antwortet Herrn Gast
Sehr geehrter Herr Gast,

Hochachtung vor der Genauigkeit, mit der Sie unsere WebSite kritisieren!

Zu den einzelnen Punkten Ihrer Kritik (allerdings in etwas anderer Reihenfolge):

Meinung des Kritikers:

1) Thema: Nazis raus?
> Ihre Ausführungen sind grundsätzlich ganz richtig. Nur bleibt offen, wer für
> Sie ein "Nazi" ist und wer nicht? Ist z.B. der ehem. SDS-Aktivist und
> RAF-Mitbegründer Horst Mahler für Sie ein Nazi?

Anknüpfungspunkte für eine "Nazi-Definition" sind 
a) das Selbstverständnis derer, die sich "Nazis" nennen,
b) das Verhalten einschließlich der verlautbarten Motive.

Da die Selbstverständnisse breit gefächert sind, sich vielfach wandeln und von Land zu Land eigene Prägung aufweisen, macht eine Definition erheblich mehr Sinn, die sich auf eine allen "Nazis" gemeinsame Tendenz konzentriert.

Diese Tendenz zeichnet sich durch folgende Momente aus, die jeder rechtsextremen Broschüre zu entnehmen und auf jeder Demonstration von Republikanern, DVU, NPD zu beobachten sind:

1.  übersteigerter Nationalismus, Unterschätzung globaler
     Kooperationserfordernisse,

2.  Vorrang für autoritäre Strukturen, Droh- und Gewaltpolitik,

3.  rechtsextreme Intoleranz gegenüber anderen Ideologien,

4.  Überfremdungsangst gekoppelt mit Fremdenfeindlichkeit,

5.  häufig Antisemitismus als weltweites Phänomen rechtsextremistischer Gesinnung,

6.  in Deutschland kommt noch die Selbstlüge vom "heldenhaftem Krieg" hinzu:
     a) wird ignoriert, daß der Krieg hinsichtlich seiner Ziele und Methoden
         völkerrechtlich unvereinbar war,
     b) wird ignoriert, daß die sogenannten "Kriegsverbrechen der Alliierten"
         jedenfalls nicht geschehen wären, wenn Deutschland der Welt nicht
         den "totalen Krieg" erklärt hätte,
     c) wird geleugnet, daß es der Nazi-Politik geschuldet ist, daß Deutschland
         im Kriegsergebnis Großteile seines Territoriums verloren hat.
     d) wird ignoriert, mit welcher antidemokratischen Gewalt gegen die eigene
         Bevölkerung der Krieg durchgesetzt wurde. Die Nazi-Propaganda erklärte
         den Krieg zu einer Angelegenheit "des deutschen Volkes"  -  bis heute
         halten Nazis an dieser Lüge fest.

Das waren jetzt keine Übertreibungen und es deckt sich offenbar mit Ihrer Definition,
wenn Sie im späteren Text von "wirklichen Nazis" sprechen (?).

Der SDS, die RAF  und  Horst Mahler haben keinerlei Affinität zu den genannten "Nazi-Merkmalen". Wenn Sie gleichwohl Parallelen ( = schneiden sich nie ) in der Favorisierung von Intoleranz und Militanz erkennen, dann wäre das unter dem Oberbegriff  www.extremisten.de  ansatzweise. erläutert.

KORREKTUR der Redaktion:  
unserem Autor R.v.K. war nicht bekannt, daß Horst Mahler offen ins rechtsextremistische Lager gewechselt hat. (ZDF "Kennzeichen D" berichtete darüber in der Sendung v. 07.06.2000)
Kritik:

> Insgesamt fällt mir auf, daß Sie zwischen "nazistisch" und "rechtsextrem"
> nicht differenzieren. Das sog. "nationale Spektrum" ist derart
> breitgefächert und vielschichtig, daß Außenstehenden nur durch Medien und
> Politik das Bild des vermeintlich "typischen Rechten" vermittelt wird. In
> Ihrer Dialogfreudigkeit dürfte Ihnen unlängst aufgefallen sein, daß es nicht
> den "typischen Rechten" gibt, und das nur ein Bruchteil "der Rechten"
> wirkliche Nazis sind. Ich möchte so wie Sie sagen:
> Es gibt nicht "die" Ausländer, wie es auch nicht nur "die" Rechten bzw.
"die" Nazis gibt!
"Die Rechten" gibt es auch für uns nicht. Schon gar nicht statisch, ansonsten würde
unsere WebSite  www.nazis.de  keinen Sinn (= Erfolg) haben. 

Es wäre besser, man würde und könnte mehr differenzieren, doch wer in Kenntnis des
"nationalen Spektrums" ist,  erkennt auch auch dort "Moden",  Übertritte, Fusionen
und Spaltungen, die häufig genug nur durch die Launen der jeweiligen "Führer"
oder wahltaktisch bewirkt sind.
Kritik:

2) Thema: H A S S
a) Sind "Nazis" für Sie Feinde oder Menschen?
(Zitat: "Wer im Feind den Menschen ignoriert, der ist des Menschen Feind. Wer für den Frieden kämpft, nicht aber für des Feindes Frieden, der ist des Friedens Feind.")

Wir meinen das schon ernst mit dem, was Sie da zitieren.  Aber das heißt gerade auch, daß Nazis "unsere Feinde" sind. 
Umgekehrt werden wir auch von Nazis als "Feinde" aufgefaßt. 

 "Freunde" definieren wir sicher beidseitig anders :-)).

"Feindschaft" darf jedoch nie mehr sein als eine "ideologische Feindschaft".
Und daraus folgt, daß versucht werden muß, diese Feindschaft "im Dialog" zu überwinden und nicht mittels Haßtiraden und Gewalt.

Der Staat darf erst dann "hoheitliche Gewalt" anwenden,  wenn die Rechtsordnung verletzt wird. Diese Gewalt hat der Verteidigung zu dienen und steht unter 
dem Vorbehalt der Verhältnismäßigkeit.

Niemals jedoch darf ein Rechtsstaat zulassen, daß ideologische Auseinandersetzungen zu einer öffentlichen Bedrohung werden und Terrorismus Platz greift.

Insofern prangert unsere "Initiative Dialog" auch linksextremistische Gewalttaten gegen Rechtsextremisten an.   Das wird von vielen Antifaschisten mißverstanden  und  bringt uns oft auch deren Kritik ein.

Kritik:

b)"[...] Je mehr  es einem Menschen gelingt, seine negativen Gefühle zu
kontrollieren (Eifersucht, Hass etc.), desto leichter hat er es, Konflikte
mit der Gesellschaftsordnung zu vermeiden [...]"
Bedeutet nicht Konfliktvermeidung unmittelbar Anpassung? Und ist Anpassung
nicht ein Produkt von Gewalt, wie auch eine Gesellschaftsordnung ein Produkt
menschlicher Gewalt darstellt?

"Konfliktvermeidung" ist zunächst eine "Fähigkeit" und damit "Anpassung" an
ein wichtiges, soziales Erfordernis.
Schädlich sind "Anpassungen" nur dann, wenn sie Ausdruck von Gleichgültigkeit und Schwäche sind.
Solche "Anpassungen" wären Ausdruck "sozialer Inkompetenz", also genau dem Gegenteil von dem, was wir an Zivilcourage von jedem fordern, egal, in welchem politischen Umfeld er sich zuhause fühlt.

Eine "Gesellschaftsordnung" beansprucht gewöhnlich "Gewalt" für sich.  Demokratische Gesellschaftsordnungen werden sich darin jedoch limitieren auf die Momente "Rechtsverteidigung" und "Verhältnismäßigkeit".

Kritik:

c)"[...] verbrecherischen Nazis, die uns täglich per eMail mit Mord drohen,
was sie in keinem Fall dürfen [...]"
Sind Sie sich sicher, daß Sie solche eMails tatsächlich "täglich" empfangen?
Und woher nehmen Sie an, daß die Verfasser Nazis sind? Als Szenekenner weiß
ich, daß Morddrohungen unter Rechten absolut unüblich sind.

"Absolut unüblich"?  -  Dann kennen Sie die Szene schlecht.  -  Trotzdem werde ich das in der Redaktion diskutieren und das "täglich" entfernen lassen.  (ich gebe Ihnen Bescheid)
Kritik:

f)"[...] die Räume rund um die Uhr und abwechselnd bewacht, werden alle
Briefe und Fahrzeuge auf Bomben hin untersucht [...]"
Diese Aussage ist sehr provokant und suggeriert eine terroristische Gefahr,
die es in Wahrheit nicht gibt. Falls doch, so schildern Sie mir bitte
entsprechende Beweise!

Mit mehr 8.000 WebSite-Besuchern pro Monat (Stand 04/00)  haben wir längst auch die "kritische Masse" erreicht, in der sich Terroristen befinden.
Kritik:

a) Ihr Verständnis von "Nationalist" ist leider verfälscht. Zutreffender
wäre für die beschriebene Spezies "Chauvinist" (=übertriebener Nationalist).
Oder wollen Sie einem Hoffmann von Fallersleben (Schöpfer des
Deutschlandliedes) derartig düstere Beweggründe unterstellen? Immerhin gilt
er als Musternationalist in vielen Ausstellungen, die das Thema 1848
behandeln.
Ein Patriot ist nach meinem Verständnis ein Nationalist.

"Deutschland über alles in der Welt" wäre kaum gefährlicher als eine "Liebeserklärung" vom Typus: "Ich liebe Dich über alles."
Dem Nationalsozialismus ist der Mißbrauch von Nationalgefühlen vorzuwerfen. Das Lied der Deutschen sollte politisch einigen, was durch eigensüchtige Herrscherfamilien künstlich getrennt war. Das Lied der Deutschen war hingegen nicht als Kampflied gegen den Weltfrieden entworfen.
Patriotismus und Nationalismus unterscheiden sich bei gemeinsamer Schnittmenge (=Vaterlandsliebe) in ihrem Verhältnis zu anderen Ländern. -  Den Begriff des "Chauvinismus" belasse ich denen, die annehmen, durch neue Begriffe Bekanntes "noch besser" erklären zu können.
Kritik:

b) Sie schreiben "Nationalisten ist es gleichgültig, wie es den Menschen in
anderen Ländern ergeht".
Ich behaupte, dem amerikanischen Kulturimperialismus und dem
gewinnmaximierenden Ökonomieverständnis sogenannter "One-World-Propheten"
ist es gleichgültig, wie es Menschen unterschiedlicher Kultur und
Nationalität ergeht. Der Nationalist hingegen tritt nicht nur für die
Erhaltung seiner eigenen Kultur und seines eigenen Volkes ein, sondern auch
für die Eigenständigkeit der anderen Völker. Er erhält im Gegensatz zum
amerikanischen Kulturimperialismus die kulturelle und nationale Vielfalt der
Völker.

Auch das "One-World"-Verständnis ist nicht frei vor dem Mißbrauch.
"Kulturimperialismus" etc. sind Erscheinungen, gegen die sich Patrioten zur Wehr setzen. Nationalisten treiben Kulturimperialismus, indem sie ihre Kultur anderen verordnen wollen. So wird unter "Ausländer-Integration" entgegen dem multikulturellen Anspruch des Grundgesetzartikel 3 fehlinterpretiert.

Die Erhaltung der "eigenen Kultur" und die "Eigenständigkeit der anderen Völker", die Erhaltung der "kulturellen Vielfalt" verkehren sich kontraproduktiv, wenn sie Zusammenwachsendes künstlich zu trennen beabsichtigen.

Die weiteren Punkte versuchen wir, zu einem späteren Zeitpunkt beantworten und geben Ihnen Bescheid.

Mit freundlichen Grüßen
Richard v.K.
vkieler@nazis.de
 
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In der Hoffnung auf Antwort,
Ihr P.G.

Redaktion: 

Die Menschheit ist bei aller Verschiedenheit von Sprache, Kultur, Hautfarbe, Wuchs und Geschichte nur eine "biologische Art".
Die "Artgemeinsamkeit" ist dadurch in Höchstmaß gekennzeichnet, daß alle Menschen gegenteiligen Geschlechts gemeinsame Nachkommen haben können.  Zu allen Zeiten fanden Völkerwanderungen statt, zu allen Zeiten gab es Vermischungen. Das ist also nicht neu. Diese Prozesse konnten friedlich oder verheerend ablaufen.  Heute nennt sich das "Globalisierung". 

Die Rechtsextremisten polemisieren gegen die Globalisierung, aber das ökonomisch, historisch und politisch vollständig naiv.
Die Globalisierung ist Schicksal und/oder Chance für die Menschheit, jedoch ein unumkehrbarer Prozess, der übrigens auch dadurch gefördert wird, daß auch Nazis ganz gern technisches Gerät aus aller Herren Länder kaufen und mit dem Flugzeug die Welt bereisen. :-))

Ob es "Menschenrassen" gibt, mag für Humangenetiker und andere Wissenschaftler eine spannende Frage sein. 
In der Politik werden die  "Rassenverschiedenheiten" erst dann zum Problem, wenn eine "Rasse" dem Irrglauben ihrer "Höherwertigkeit" verfällt und/oder "Rassentrennung" fordert. 
Das wäre dann "Rassismus" und der ist absolut untauglich für friedliches Zusammenleben der Menschheit.


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