von Sven
          Redaktion am 26.Nov.2003 17:50  
           
          Hallo Lili, 
           
          Du weist auf die Ursprünge, in denen es auf "gutes und langes Überleben"
          ankam. 
           
          An solchen Menschenwünschen dürfte sich so wenig geändert haben wie
          an den "optimalen Genen" seit Auftreten des Homo sapiens. 
           
          Indes veränderten sich die Bedingungen und die Strategien des
          Menschen, sich diesen Wunsch zu erfüllen: in Gesellschaften, die mit
          den Schwachen solidarisch sind ("undarwinistisch":-), leben
          die Menschen dann doch eher länger als in denen, in welchen die
          Schwachen erschlagen werden. 
          Nichts anderes gilt insgesamt besehen, schaut man sich die kleinen und
          großen Völker an. 
           
          Zudem ist "stark" und "schwach" weit romantischer
          als in den Phantasien "junger Helden", die Politik mit einem
          Sportereignis verwechseln: so siegt im Krieg weit häufiger die
          Hinterlist und die Gemeinheit als die physische Stärke, wenn nicht
          Frieden und gemeinsames Recht die Rücksichtsvollen schützt. 
           
          Wenn Deines Erachtens der Mensch im Tierreich seinen Platz hätte, so
          behaupte ich doch glatt das Gegenteil, was nur durch die Natur gesamt
          noch übertroffen ist: 
          In seinen Anfängen mag der Mensch vom Tier noch kaum verschieden
          gewesen sein, so ist er mit der Entwicklung seiner Technik
          fortschreitend und heute allemal verschieden, mit neuen Chancen,
          Risiken, was für des Menschen Überlebensinteresse in das Denken
          einfließen sollte. 
           
          Dabei wird mir das Leben von Tier und Mensch prinzipiell im Werte
          nicht verschieden, sofern nicht persönliche Bindung und Recht daran rütteln,
          denn soweit ich es erkennen kann, scheint dem Tier all das bewusst,
          was Unverstand und meist auch Religion für exklusiv
          "menschlich" halten: 
          Freude, Gewissen, Solidarität und andere Ideale, aber auch Böses wie
          Eifersucht, Neid, Hinterlist, Gemeinheit und Ambivalentes wie die
          Abenteuerlust. 
           
          Dass mir trotz dieser Gleichheit dann der Mensch nicht auf der Gabel
          steckt, liegt daran, dass mir die animalische Speise böse Gewohnheit
          ist und sich die Menschen mit mir darin einig und gegenseitig
          verpflichtbar sind - durch Recht, doch mein Ideal von der Moral ginge
          weiter, ohne dass ich ihr zu folgen bereit bin. So bleibe ich mir zum
          Anspruch im Widerspruch, aber baue mir keine irrationalen Brücken,
          wie sie sich mit Ideologien und Religionen bieten. 
           
          Immerhin aber sei uns bewusst, dass unbestreitbar der Mord am reichen
          Nachbarn mehr Felle, Wohlstand und oft auch Kalorien brächte als das
          liebenswerte Schwein, stünde nicht das "undarwinistische"
          Recht dagegen. - Von Nachbars Tochter ganz zu schweigen. 
           
          Willst Du uns nicht zu Kannibalen wandeln, solltest Du also das
          "Menschenrecht" = "den vereinbarten Unterschied vom
          Mensch zum Tier" hoch halten und den vermeintlichen
          "Darwinismus" für unzeitgemäß erklären - im Interesse
          eines "guten und langen Lebens". 
           
          Grüße von Sven 
          ("mal aus anderer Sicht" :-) 
        
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