von Sven Redaktion am 7.Dec.2000 00:01
Hallo FAN,
das muß ja auch nicht sein, daß wir alle "gleich denken",
und das dürftest Du wohl merken, wenn Du die Beiträge der anderen
Mitwirkenden liest.
Was Du bei mir und vielleicht auch bei den anderen für
"Idealismus" hältst, meint vermutlich eher
"Optimismus", denn bei uns gibt es keine Verabredung auf einen
philosophischen Idealismus.
Der "Optimismus", der Dich offenbar besonders an mir nervt,
ist für mich allerdings Grundvoraussetzung politischen Handelns, denn
Pessimismus, Fatalismus, Nihilismus und derlei Einstellungen lähmen den
Menschen oder dienen als Alibi für Ignoranz und
Verantwortungslosigkeit, deren Fluchtpunkte Egoismus und dessen naher
Verwandter der "Nationalismus" ist - eine
Ellenbogengesellschaft und feindselige Welt.
"Ob alle an eine "solidarische Gesellschaft und Welt"
glauben... "? -
Nein, aber ich könnte mir vorstellen, daß sich alle Mitwirkenden darin
einig sind, daß wir aus der Existenz von Konflikten und Kriminalität
nicht deren Existenzberechtigung schlußfolgern sollten - aus solcher
Not würde keine Tugend, sondern sollte zu Engagement veranlassen. Und
das ist glücklicherweise auch nicht nur die Reaktion der "letzten
Idealisten", sondern findet im Alltag der meisten Menschen seinen
Ausdruck. Ein Grundbedürfnis nach sozialer Sicherheit, die immer nur in
dem Maße zuverlässig ist, wie sie auf Gemeinsamkeit und
Gegenseitigkeit beruht. Das bedeutet keineswegs, daß "die
Menschen" (und auch ich:-)) ohne Vorurteile, Egoismen wären, aber
nur bei wenigen geht es soweit, daß sie sich offen zum Egoismus, zur
Ellenbogengesellschaft, zum Wettkampf der Rassen etc. als politisches
Ziel bekennen würden. Solche Zeiten gab es, solche Regionen gibt es
(zeitweilig), aber dem Inhumanismus fehlt die moralische Legitimation
und wird deshalb immer die Endlichkeit seiner Gewaltexperimente
aufgezeigt bekommen.
Du wirfst besonders mir vor, daß ich
manipulieren und "schlechtes" Gewissen machen wolle. - Jeder
politisch aktive Mensch möchte anderer Leute Bewußtsein beeinflussen.
Daran ist noch nichts Schlechtes.
Schlechtwerden muß Dir erst dann, wenn meine Motive, Methoden und Ziele
schlecht wären. Ein "schlechtes Gewissen machen" wäre
schlecht, überhaupt ein Gewissen machen müßte hingegen auch Dein
Anliegen sein - und dann hättest Du Dich nicht mit Kritik an mir
aufzuhalten, sondern müßtest Dich wie Grimm auffordern lassen, es
besser zu machen.
Du wirfst besonders mir vor, Leute in einen Topf zu werfen, die da nicht
gemeinsam hinein gehören. Das kann passieren, aber wir erleben es auch
oft, daß "beide Seiten" die Kurve kriegen. - Wir üben noch
:-))
Sven Mölller
redaktion
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