Dialogie und Interessenwiderspruch

Hallo Du ratloser Chris :-)

wenn Du auf einen "Link" klickst, dann kann alles Erdenkliche passieren, aber eine Garantie für eine "linke Seite" ist ein "Link" sicherlich nicht.

Der Dialog mit Normalbürgern? Tja, das Individuelle ist schon recht "normal", also reden hier durchaus Normalbürger mit Normalbürgern.

Einige Normalbürger - und die meinst Du vermutlich - halten sich jedoch für so außergewöhnlich, dass sie dadurch dann auch Außergewöhnlichkeit erlangen.

Aber die Sehnsucht auch solcher Außergewöhnlichen nach sozialer Geborgenheit ist dennoch Gegenkraft jedes ideologischen Selbstverständnisses und so behauptet fast jeder, mindestens die "Interessen des Volkes" = Normalbürger zu "vertreten", egal wie abseitig die Interessen definiert werden.

Der Wunsch nach Außergewöhnlichkeit bei gleichzeitigem Wunsch nach Geborgenheit als Normalbürger ist dennoch nicht nur spezielle Narretei von Extremisten, sondern entspricht zugleich dem Selbstverständnis eines jeden Menschen, denn der Mensch würde sich aus seiner Dualität von Individualität und Sozialität nicht wirklich entfremden können, auch wenn manche Ideologie mit ihm ein solches Selbstverleugnungsspielchen treiben möchte, wenn er zum Kollektivisten umerzogen werden soll bzw. zum "Teil eines Volkskörpers" usw.

Ich weiß nicht, wie der Link zu uns kommentiert war, aber häufig wir unser Projekt missverstanden: als Dialog von Links und Rechts.

Das aber ist falsch. Nicht etwa, weil es "links" und "rechts" nicht mehr gäbe, wie einige Theoretiker die Realität politischer Selbstverständnisse und Praxen ignorieren und in Abrede stellen, auch nicht, weil es "links und rechts nicht mehr geben sollte", wie es wieder andere Theoretiker fordern und zu suggerieren versuchen, dass es eine richtungsneutrale und ausschließlich sachliche Alternative zu bisherigen Politikkonzepten geben würde.

Aber auch das wäre bloße Theorie, denn die Interessenwidersprüche zwischen gesellschaftlichen Gruppen, ja auch zwischen nationalen und ethnischen Gruppen oder zwischen Frau und Mann sind objektive Realität. 

"Objektive Realität" müsste dennoch nicht bedeuten, dass diese Realität unabänderlich wäre, aber zunächst einmal muss sie in ihrem Beharrungsvermögen und ihrer konflikttreibenden Kraft ernstgenommen werden: der Mensch ist zur sozialer Vernunft begabt, aber die Vernunft ist nicht die oberste Instanz seines Denkens und Handelns, sondern häufig und katastrophal genug lässt er sich von Emotionen, von ganz offensichtlicher Unvernunft leiten: 

beispielsweise der Raucher, der um die gesundheitlichen Tücken seiner Bedürfnisbefriedigung weiß, aber dennoch die Sucht nicht überwindet, ...

Die Frage, mit der sich unser Projekt beschäftigt, lautet deshalb nicht primär, wie sich die Interessenwidersprüche erledigen könnten (denn zumindest Frau und Mann dürfte es noch eine Weile geben), sondern ob und welche und wie sie zu harmonisieren sind, mindestens aber nicht katastrophal ausgetragen werden.

Es geht also diesen Webseiten weniger um eine "linke Lösung" und ebenso wenig um eine "rechte Lösung", sondern um die Entwicklung eines Interessenwiderspruchsklärung im Wege des Dialogs, um sowohl die Wege/Methoden als auch die Ziele daraufhin kritisch abzugleichen, was ihre tatsächlichen Auswirkungen auf das Leben sein würden.

Ich gehe davon aus, dass uns die Konsequenzen ihres Denkens und Handelns im Wege der Dialogie erkennbarer werden, 
dass ohne Frage, Zuhören und Gegenrede zu vieles übersehen wird, 
dass durch Hetze und Gewalt die Verhältnisse verschlechtern und das notwendige Denken erschweren.

Nun wird jeder halbwegs gescheite Extremist intellektuell in der Lage sein, seine Weltanschauung als "wahre Friedenspolitik" zu vermarkten, die Gewalt ablehne. 

Allein der Dialog, also auch die Gegenrede zur extremistischen Anschauung bringt die Aufklärung, dass Ideologien, die mensch-natürliche und nationale Interessenwidersprüche einem Katz-Maus-Widerspruch gleichsetzen, notwendig unfriedlich sind, also in Gewalt und Krieg münden, was unter den Gegebenheiten heutiger Technologien zu ganz anderen Gefährdungen führen würde als sie uns an Verheerungen vergangener Kriege in den Geschichtsbüchern stehen.

Was also schon in früheren Jahrtausenden für das Glück der Menschen unbrauchbar war, wenngleich in den Überlieferungen stets geschönt seitens der Kriegsherren und für Sold tötenden Überlebenden, 
bringt die heutige Menschheit insgesamt an den Abgrund: sei es durch Missgeschick der demokratisch Herrschenden im Umgang mit heutiger Zerstörungstechnik oder durch überschnappende "Schurken" oder Terroristen, die in den Besitz von atomaren, biologische oder sonstigen Menschheitsvernichtungswaffen gelangen.

Unsere Webs haben zu dieser Dialogie unterschiedliche Schwerpunkte. Unser bekanntester ist zweifelsfrei Antifaschismus, aber das liegt nur daran, dass sich der Faschismus in extremster Opposition zu kooperativen Problemlösungen befindet und weil außer uns nur sehr wenige bereit sind, in Diskussionen überhaupt Faschisten zuzulassen. 

Und solche Ausgrenzung geschieht teilweise zurecht, weil die faschistische Ideologie keinen Beitrag zu leisten weiß, sondern sich darin gefällt, bestehende Interessenwidersprüche in Katastrophen zu eskalieren. Gleiches gilt für Rassisten, die häufig, aber nicht zwangsläufig zugleich Faschisten sind: Je mehr sich Hautfarben prügeln, desto sicherer sind sich Rassisten, dass ihre Ideologie richtig sei. Aber in Wahrheit prügelt sie nur mit, beklagt also Zustände, für die sie selbst mitverantwortlich ist. 

"Aber nicht alle Nationalen sind Gewalttäter!", hören wir immer wieder von welchen, die sich für gemäßigt halten, aber wir erleben nur selten welche, die sich dann nicht zugleich zu Anwälten der Gewalttäter machen, indem sie sagen: "Die Linken, die Ausländer, die ... sind doch viel schlimmer!", als wäre die rechtsextremistische Gewalt wie eine "Verteidigung", dabei ist sie alles andere: auf die Verdrängung anderer Menschen konzentriert, was mit dem friedlichen Zusammenleben in einer gemeinsam zu gestaltenden Welt unvereinbar ist.

Du bist hier also nicht in einem "linken Projekt" und auch nicht in einem "rechten Projekt", sondern wirst einfach nur damit konfrontiert, dass politische Fragen (=oft "Interessenwidersprüche") einzig im Wege 
a) der Demokratie, 
b) argumentativ dialogisch,
c) rechtsstaatlich,
d) unter Wahrung der Menschenrechte zu klären sind.

Hetze, Hass, Neid, Gewalt - das liegt sämtlich in der Natur des Menschen, aber diesen "Qualitäten" stehen andere Qualitäten gegenüber: Selbstbeherrschung, Solidarität, Kompromissfähigkeit, argumentative Vernunft. Und diese Qualitäten wollen wir durch unseren Dialog fördern.

Dabei verstehen wir den Dialog nicht so, dass durch ihn alle Probleme aus der Welt kommen würden, er ist also nicht das Allheilmittel, aber er ist unverzichtbarer Teil jeder Politik mit zivilem Anspruch.

Grüße von Sven

DISKUSSION

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