Hallo Annamirl,
im Leben ist es meist besser, wenn die Andeutung reicht.
Die Überlegung ist immer, wie in den Foren das Maximum extremistischer Positionen zu Wort kommen kann, ohne dass dadurch die hier vertretene und recht spezielle Antifaschismus-Intention überdeckt wird, denn das würden Extremisten in solch einem hochbesuchten Forum wie diesem rasch erreichen, wenn man sie tatsächlich mit jedem Unfug an die Forenspitze posten ließe. Das wurde schon häufiger in rechtsextremistischen Webs diskutiert und organisiert versucht. Solche Vorhaben sind indes nur von kurzer Wirksamkeit sind, denn auch wir sind zuweilen lernfähig.
Du jedoch äußertest schon häufiger die Mutmaßung, dass ich um die antifaschistische Wirkung fürchten könne, weil es an argumentativem Mehrgewicht gegenüber Hoichiro oder sonst wem fehlen würde. Aber das kann bei aller Bescheidenheit nicht sein.
So "offen" auch ich in den "großen Fragen" bin, so "abgeschlossen" sind zahlreiche ideologische Experimente, in denen sich manche versuchen, obwohl das Scheitern in der Geschichte eben keinesfalls nur zufällig war oder begründet in Nebensächlichkeiten, sondern bedingt in den ganz zentralen Fragen der Zivilisation schlechthin: Recht, Demokratie, Freiheit und Frieden, Kultur und humanitäre Solidarität, dem Menschen in seiner Individualität und Gesellschaftlichkeit.
Und das sind nicht nur "bloße Begriffe", weil so vieles noch "offen" ist, sondern sie sind sehr wohl so weit definiert, dass viele "Antworten" schon längst nicht mehr stimmen, auch wenn man sie mit einigen noch sehr lange diskutieren muss.
Dem Inidia-Projekt droht die Überdeckung nur aus einem Grund: der zeitliche Aufwand hat Grenzen, zumal es meist wichtigere Themen gibt.
Beispielsweise in den zurückliegenden Tagen die NATO-Konferenz in Colorado Springs mit dem "Planspiel" der Verteidigungsminister, das meines Erachtens in den Voraussetzungen mit dem Völkerrecht unvereinbar war, wie folglich auch in den Konsequenzen, die nun Herr Struck fordert: "Entscheidungskompatibilität zur NATO", ohne vorher abzusichern, dass die NATO ihre "Schnelle Eingreiftruppe" nur mit UN-Mandat in Drittländern zum Einsatz bringt.
An solchen Tagen telefoniere ich rum und streite mit anderen. Dann bleibt nur wenig Zeit für das "Ausländerproblem" eines bayrischen Teenagers, dessen Freunde sich im Nachbardorf mit Russen geprügelt haben.
"Speziell" ist das Inidia-Projekt schon deshalb, weil es a) unabhängig ist von den gewöhnlichen politischen Kräften, b) weil es den Dialog wie kaum jemand sonst versucht, was so auch nur geht, weil hier der "Verstand für Extremisten" kein theoretischer ist, sondern mit eigener Erfahrung, c) weil sich die Inidia in den Augen vieler Leute durch den Dialog mit Extremisten "beschmutzt", was nicht ausbleiben kann, wenn man darauf schaut, mit welcher Motivation Extremisten bei uns schreiben: wohl auch aus Neugierde, aber meist in der Absicht, die Öffentlichkeit über die eigenen Ziele zu täuschen:
Tausendfach finden sich allein in diesem Forum Postings von "gemäßigten Nationalen", die sich zu nichts anderem berufen sehen, als die politische Kriminalität ihrer "Kameraden" kleinzureden, zu rechtfertigen mit der Kriminalität der "anderen Seite", als gehörte das nicht zum ideologischen System jedes Extremisten, die Eigenverantwortlichkeit zu leugnen.
Hundertfach werden da Stimmen laut, die sich "Gerechtigkeit" daraus ersehnen, dass sie die Judenverfolgung der Nazis in Zweifel ziehen und gleichzeitig von Neuem geistig beginnen.
Hundertfach wird die "Kollektivschuld" beklagt, obwohl sie niemand behauptet außer denen, die sich ausgerechnet in die Tradition derer stellen, die schuldig wurden.
Hundertfach wird der "Opa gegen Kritik" verteidigt, die vernünftiger Weise nur jenen gilt, die den "Opa" nach Stalingrad abkommandierten.
All das weißt Du, beobachtest Du hier bei den "Kameraden", freust Dich womöglich, wenn es solchen wie mir wiederholt Arbeit macht, aber im Maß der eigenen Zeitdefinition leiste zumindest ich solche Arbeit gern, weil vieles an ihr nachzubessern ist.
Doch in unserem Projekt ist eben nicht alles "Geschichte" oder "Betrachtung", sondern Extremisten kommen darin aktiv als Teil der Gegenwart vor. Das verhagelt den akademischen Diskurs in seinen gewohnten Systemen, in denen eher zu schweigen hat, wer Blödsinn brabbelt als hier.
Deshalb bleiben die Experten lieber dort, wo es "sauber" ist und wenden sich von unseren Projekten oftmals angewidert ab, was jeder verstehen kann, der dem Treiben in der Gosse wenig abzugewinnen vermag.
Auch ich liebe die Gosse nicht, aber ich denke, dass nicht allein die Polizei für Gosse zuständig ist.
Und Du nimmst dieses zuvor Gesagte jetzt bitte noch einmal als "Deutlichkeit", die Du nicht mehr und nicht weniger als die "Andeutung" schätzen solltest - jeweils in passender Situation, denn wenn ich "Gosse" sage, dann stelle ich mich immerhin mitten dorthin zu solchen, die schon in ihrer Aufmachung samt ihren Sprüchen vollends zur Gosse bekennen, die sie für "Deutschland" halten.
Und allein, weil das so ist und ich Dich verdächtige, Anwalt der Gosse zu sein, anstatt sie zu säubern von Hass und Gewalt, darum lasse ich Dich hier nicht an der Forumsspitze stehen.
So einfach, aber auch veränderlich, doch in diesem Forum eben nur durch die Veränderlichkeit von Dir.
Und trotzdem gilt das Obengesagte: wir suchen nach dem Maximum an DIALOG-Freiheit auch für Extremisten, denn Dialog mit uns ist allemal besser als wenn Extremisten ihn nur unter sich führen und sich selbst in den Wahn getrieben irgendwann "explodieren" - individuell und am liebsten "national".
Deshalb können wir Extremisten zur Erweiterung des Dialogs (ohne ihnen die Spitze im Gesamtforum) zu überlassen, hier in diesem Forum Unterforen einrichten.
Grüße von Sven
Redaktion
Du schriebst:
"von annamirl elkofen am 10.Oct.2003 01:15 (vorlesen) Hallo Sven, wegen der geschissenen blauen Reklame habe ich 1) nicht richtig lesen können. Ich vermute: wenn Du mich löschst, dann darf ich nachher nicht sagen, daß Du mich gelöscht hast. 2) "Leitposting", das nicht antifa ist, geht nicht. Ich kann also nicht eigenmächtig Fragen aufwerfen, außer ich bin antifa. Klare Worte sind das von Dir, typisch deutsch (positiv gemeint). Mit herzlichem Gruß, Annamirl Elkofen
Anmerkung Sven: dann haben wir uns doch ausnahmsweise mal verstanden.
Grüße von Sven
allemal herzlich