Dialog mit Fieslingen

 
Hallo
Annamirl,

erneut spielst Du uns Neugierde vor, die keine ist, sondern den Mord an den Juden in die Lächerlichkeit rechtsextremistischen Verfolgungswahns zu ziehen. 

Und wieder greifst Du in die rhetorische Trickkiste, wenn Deine Fragestellung erneut Vorwürfe impliziert, die niemand machte: niemand sprach von "Verbot" und niemand sprach von "Todesstrafe" im Zusammenhang von "Schalom". Stattdessen ist einzig davon zu reden, dass der NS terroristisch und mörderisch gegen Minderheiten vorging, wenn diese als solche (beispielsweise durch "Schalom") erkennbar waren oder pseudowissenschaftlich als "undeutsch" klassifiziert wurden.

Seit 1887 steht in § 1 StGB: "Keine Strafe ohne Gesetz. Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde."  

Um solches Recht kümmerten sich die Nazis nicht. Zwar schufen sie sich zur Verfolgung von Juden neues "Recht" in Form von Gesetzen (siehe unten), aber unter Ausschaltung der Opposition und unter Missachtung hergebrachter Rechtsgrundsätze, ohne die Recht nur Unrecht sein kann.

All solche Argumente werden an Deiner Haltung nichts ändern, denn sie beruht nicht auf Aufklärungsdefiziten, sondern ist vorgetäuschte und bewusste Ignoranz.

In vielen Beiträgen stellte ich die These auf, dass "Aufklärung allein nicht genügt", 
denn dem gewöhnlichen Vergewaltiger fehlt es nicht an Unrechtsbewusstsein. Er setzt seine "Interessen" über das Recht in der Hoffnung hinweg, dafür nicht in die Verantwortung genommen zu werden.

So ist es mit Dir und es wird Dich auf Dauer nicht befriedigen. Du wirst Dich zunehmend mit der Frage konfrontiert sehen, dieses Spiel entweder zu beenden oder in Kriminalität auszuwachsen.

Wenn "Aufklärung allein nicht genügt", dann bedeutet das keineswegs, dass der Dialog mit Dir einzustellen wäre.  Zur Dialogie gehört meines Erachtens neben vielem anderen, dass durch die Permanenz des Dialogangebots der zivile Wandel erleichtert wird. Auf die Gegenseitigkeit kommt es dazu nicht an, wenngleich sie das Ziel ist. Entscheidend ist, dass der Dialog angeboten ist.  Der Wille zum Wandel ist eines seiner Motive und zugleich Schlussfolgerung aus der Wandelbarkeit von Menschen und Verhältnissen.

Rechtsextremismus wie auch allgemeiner Antihumanismus verkennen diese Notwendigkeit, ziehen sogar umgekehrte Schlüsse: die "Endlösung der Judenfrage" war eine davon, der "Abbruch diplomatischer Beziehungen" in Krisenzeiten ist die allgemeinere Ausdrucksweise des zivilen und darin enthaltenen dialogischen Versagens.

So wenig man den Kontakt zum Entführer seines Kindes abbrechen dürfte, so wenig sollte die Diplomatie zu anderen Staaten unterbrochen werden. Und mit auch mit Dir braucht der Dialog Fortsetzung. 

Allerdings ist der Dialog anders zu führen als unter "Herzlichen", denn zur Herzlichkeit gehört Aufrichtigkeit, die Du vermissen lässt. Bevor Du uns also weiterhin mit der einem Propagandabuch von 1944 entlehnten "Herzlichkeit" überschüttest, werde zunächst aufrichtig.
  
Grüße von
Sven
Redaktion

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