Ausbildungsplatzabgabe DISKUSSION

Zehntausende Schulabgänger stehen alljährlich ohne Ausbildungsplatz da, während gleichzeitig Unternehmen vergebens Ausbildungsplätze anbieten oder anbieten würden, wenn der Auszubildende seiner Leistungsfähigkeit angemessen zu bezahlen wäre.  Indes werden Lehrstellensuchende sich mit solch angemessener Bezahlung kaum noch zufrieden geben, sondern eine der zahlreichen öffentlich subventionierten "außerbetrieblichen Bildungseinrichtungen" der Arbeit im Betrieb vorziehen.

Gewerkschaftler verlangen "leistungsgerechter Bezahlung" und werfen gleichzeitig den Unternehmen einen "Lehrstellen-Boykott" vor.  Dieser Vorwurf ist unsinnig, weil sich kein Unternehmen leistungsgerechte Lohnarbeit entgehen lassen würde, wenn "leistungsgerechte Bezahlung" nicht gleichbedeutend mit Gewinn-Verzicht wäre. Vor allem die ersten  Ausbildungsphasen sind jedoch Azubis in der Regel wenig gewinnbringend. Wenn jedoch von den Betrieben Gewinn-Verzicht erwartet wird, dann endet unternehmerische Aktivität oder verlagert die Unternehmung ins Ausland.

Mit der Ausbildungsplatzabgabe plant die rot-grüne Koalition eine Pflichtabgabe gegen Unternehmen, die keine Ausbildungsplätze anbieten, aber nach Ansicht der Fachleute in den Parlamenten dazu nicht nur in der Lage, sondern auch verpflichtet seien.

Aus solcher Ausbildungsplatzabgabe soll dann die außerbetriebliche Ausbildung gefördert wird.

"Außerbetrieblich" bedeutet, dass dafür reine Ausbildungsunternehmen entstehen, erweitert und dafür bezahlt werden, dass sie "ausbilden".  Diese Ausbildung KOSTET also Geld, während der  klassisch betrieblichen Ausbildung vorgeworfen wird, dass sie den Auszubildenden zu wenig zahlen wolle.

Dass von solch "außerbetrieblich Ausgebildeten" häufig ebenfalls kein Unternehmensgewinn erwartet werden kann, ist zwar nach jahrelanger Negativ-Erfahrung mit diesem praxisentfernten Ausbildungsweg bekannt, aber statt auf Umkehr setzt man nun noch mehr auf diesen Weg.

Auch vermehrte Praktika schaffen keine Praxis, denn die wirtschaftliche Realität unterscheidet sich dadurch vom Spiel, dass Nachlässigkeit und Fehler ernsthafte Folgen haben.  Wer der jungen Generation immerzu die ernsthaften Folgen zu ersparen versucht, bildet sie für das Sozialamt aus, nicht aber für die Existenzsicherung und Solidarität.

In der außerbetrieblichen Ausbildung werden vor allem diejenigen Schulabgänger landen, die der auf Wirtschaftlichkeit orientierte Lehrstellenmarkt nicht aufgenommen hat. Als Absolventen solcher Einrichtungen kommen sie im Vergleich zu betrieblich Ausgebildeten nochmals schlechter weg, weil ihnen die berufliche Praxis fehlt.

Einzig in einer Variante halte ich Ausbildungsplatzabgaben für weniger schädlich: Förderung der betrieblichen Ausbildung, aber auch das schon zerrt am Leistungsprinzip und mindert Verantwortlichkeit. 

Sven200402              DISKUSSION

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