ARD und ZDF verschulden falsches Iran-Bild

"Rund 22 Millionen Menschen im Iran sind online, das Land verfügt über modernste Technologie und Infrastruktur. Das passt nicht zum vielfach zitierten Bild einer eher hinterwäldlerischen Gesellschaft. Ebensowenig, wie die Millionen, die für ihre Rechte mutig auf die Straße gehen, dem Bild einer autoritären, geschlossenen Gesellschaft entsprechen. Dass sich dieses Bild nun wandelt, ist auch ein Verdienst des Internets, meint der Kommunikationswissenschaftler Marcus Michaelsen."

So weit das Zitat von www.tagesschau.de, aber dem Kommunikationswissenschaftler hätte zunächst mal auffallen müssen, dass ARD und ZDF falsch informierten, die all die Jahre im Iran mit unseren GEZ-Gebühren vor Ort waren und Zerrbilder der iranischen Gesellschaft malten.
Wer denn sonst als "Tagesschau" und "Heute" bringt die Bilder in die Wohnzimmer? Dem iranischen TV können wir den Vorwurf schwerlich machen, weil wir es nicht im Kabel haben.

Das war jahrelang, jahrzehntelang "Regierungsjournalismus" übelster Art, wenn nun "überrascht" getan wird, dass der Iran seinen Bürgern außer Kopftuch-Zwang, Holocaust-Leugnung und Totschlagparolen gegen Israel seinen Bürgern doch mehr zu bieten hat.

Und jetzt sei die Feindbild-Korrektur "ein Verdienst des Internet"? Auch das ist falsch, denn "zu verdanken" ist es einzig und allein der iranischen Protestbewegung, dass sich das Bild endlich korrigiert, nicht mehr so sehr verzerren lässt. Das iranische Internet gab es auch vorher, aber auch widerlichste Kritik an uns, als wir es aus Gründen des DIALOGS und der INFORMATION verlinkten, auch auf die Gefahr hin, dass die verlinkte Seite übelste Propaganda enthält. Wer den Konflikt anders als durch Krieg lösen will, muss sich eben auch mit den Lügen auseinandersetzen oder fällt auf die Lügen der eigenen Regierung herein.

Und dieses Land wollten einige Leute in die Steinzeit zurückbomben. Das nämlich wäre passiert, wenn die Hardliner nicht schon in genügend Sackgassen steckten. Wie in Afghanistan und noch schlimmer im Irak, der zwar ebenfalls ein verbrecherisches Regime hatte, aber durch den Krieg so viel mehr verlor als durch Krieg an Freiheit gewonnen werden konnte. Hunderttausende Tote - das ist die Bilanz der "Befreiung". Das ist nicht weit von den Kriegsverbrechen Saddam Husseins in dessen Iran-Krieg und Krieg gegen die Kurden. 

Markus Rabanus 20090618     Diskussion

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