Die "68er" als Bewegung darzustellen, der wir einen gewaltfreie Art bei der Lösung von Problemen zu verdanken haben, ist eine klassische Verdrehung der Tatsachen durch einen Links-Linken. Dass ein Kernmerkmal der 68er-Bewegung die Gewalt war, mit der sie ihre Ziele durchzusetzen versuchte und RAF & Co. logische Konsequenzen dieser Bewegung darstellten, wird durch solche Statements genau so ausgeblendet wie der Umstand, dass die ideologische Basis der 68er untrennbar verbunden ist mit KlassenKAMPF und Revolution - letztlich mit Krieg.

@Bernhard

Die Zahl 68 löst bei dir Reflexe aus, die nicht immer in den Kontext passen.

martin

@ Martin

Mit Verlaub - aber wer die 68er in einem Atemzug mit Gewaltfreiheit erwähnt, hat entweder keine Ahnung oder ist ideologisch verblendet wie du und Sven. Dir sei Götz Alys Auseinandersetzung mit dieser Bewegung angeraten oder löst derartige Literatur bei dir "Relexe" aus?

@ Bernhard

Wer kaum über den Tellerrand seiner historischen Verschlagwortungen hinauszublicken vermag, wird überall in der Welt immer wieder nur die Spiegelungen der eigenen Unterkomplexität sehen können - lediglich unter umgekehrten Vorzeichen.

Die moralische Legitimationsbasis und die anhaltende Legendenbildung von und um '68 hat - bereits beinahe zehn Jahre vor Aly - Gerd Koenen auf eine derart luzide und radikale Weise von innen heraus destruiert, wie kein konservativer Kritiker es jemals vermocht hätte. Allerdings ohne die entscheidende Paradoxie aus den Augen zu verlieren: Dass es ein Spannungsverhältnis gibt, vielleicht gar eine noch ungefüllte historische Erklärungslücke, zwischen dem Gebaren einer vielfach sektierischen und radikal antiliberalen Bewegung, die die Schlagzeilen der Zeit beherrscht hat, und einer gesamtgesellschaftlichen Liberalisierung und Entautorisierung, die die späten 60er und 70er Jahre eben unbestritten auch geprägt haben. Mit der Wahrnehmung dieser Ambivalenz, die gleichbedeutend ist mit der Loslösung von beliebig positiven oder negativen Zuschreibungen an "68", fängt jede ernsthafte kulturhistorische Auseinandersetzung überhaupt erst an.

Als Gegengabe für deinen Lektüre-Ratschlag sei dir daher angeraten, weniger den Schulterschluss mit 68er-Mantikern wie Bischoff Mixa zu suchen als vielmehr eine Position zu entwickeln, die das Niveau austauschbarer Verherrlichung oder Verteufelung hinter sich lässt.

martin